Anna denkt nach, Anna schreibt, Miniaturen

Zugfahrt

12. Januar. Samstag. Und wieder mal Reisetag. Mit der mittlerweile erworbenen Routine wredne die letzten Arbeiten im Haus im Handumdrehen erledigt: gewaschene Wäsche hochholen und verräumen, Geschirr spülen, alles an verderblichen Lebensmitteln verpacken, Stecker von Fernseher-Wasserkocher-Kaffeemaschine-Durchlauferhitzer-Boiler ziehen, Kaffee für unterwegs kochen, Mineralwasser für unterwegs von Glas- in Plastikflasche füllen, Zugticket ausdrucken, aktuelle Verkehrsmeldungen der Bahn checken, Müll in den Carport stellen, vonden Nachbarn verabschieden, einen Bus früher als notwendig in die Stadt nehmen, beim Bäcker am Bahnhof Proviant kaufen (das wird btw langsam teuer: Knapp 20 Euro für vier – zugegeben großzügig und lecker – belegte Brötchen, 1 Laugenbrezel, 1 süßes Teilchen, 4 (trockene) Brötchen und eine Zeitung…), in den Zeitungsladen schauen, dann auf dem Bahnsteig auf den Zug warten.
Diesmal ist es ein (alter und deshalb extrem bequemer) ICE nach Frankfurt, der wegen Bauarbeiten auf die rechte Rheinseite umgeleitet wird. So eröffnen sich Perspektiven, die wir sonst nur vom Auto kennen. Wir sind zu dritt im Waggon, es ist sehr entspannt (erwähnte ich bequem?), und die gut anderthalb Stunden nach Frankfurt vergehen wie im Flug Zug.
In Frankfurt ist wie üblich Wandertag angesagt: Den gesamten Bahnsteig entlang bis zum Verteilergang am Bahnhofsgebäude, drei Bahnsteige weiter und dann zwei Drittel wieder zurück. Ja es gibt einen „Schnellübergang“, aber da ist ja nicht mal eine Rolltreppe eingebaut und zu Fuß mit dem schweren Koffer die Treppen runter und rauf? Da laufe ich lieber 200m extra.
Nach und vor dem langen Sitzen tut etwas Bewegung und vom Regenwind durchpfeifen lassen ja aber auch ein bisschen gut. Auch der völlig überheizte Wagen im nächsten ICE (ein ICE T) erscheint dann erstmal kuschelig und gemütlich, zumindest für zehn Minuten.
Der Zug nach Berlin ist deutlich voller, aber auch noch halbwegs erträglich. Das mitreisende Kleinkind-Mädchen hält sich trotz Langeweile und Bewegungsmangel wacker und lernt von den Mitreisenden neue Wörter. H. hat Kopfhörer dabei, so genieße ich im ICE-Portal die Katzendoku. Ein bisschen wehmütig wird mir, aber solange wir unser Zigeunerleben führen, muss es eben zwischen mir und Katzen eine Fernbeziehung bleiben.
Der Zug ist pünktlich, keine Signal- oder Weichenstörungen, keine technischen Probleme eines vorausfahrenden Zuges, und auch keiner der täglich drei Selbstmörder hat sich heute unsere Strecke ausgesucht, also kein Notarzteinsatz am Gleis – Danke dafür!
Nun sind wir also wieder glücklich in Berlin, es ist ein paar Grad milder und wunderbar nass (ich möchte bittedanke nämlich gerne dieses Jahr wieder Pilze sammeln können), wir haben uns schnell eingerichtet, Lebensmittel verstaut und statt Abendbrot ein paar geschenkte Nüsse aus dem Dorf geknackt.
Alles schön…

Woran ich mich erinnern will:
Freundlich und geduldig auf der einen, rücksichtsvoll und aufmerksam auf der anderen Seite machen es für alle leichter und erträglicher.

Standard

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..