19. Februar. Dienstag. „Was hält dich momentan am meisten auf?“ fragte Quergefönt vor einer Woche und die Frage geht mir nicht aus dem Kopf, was wohl dafür spricht, dass sie etwas anrührt in mir.
Gedanken dazu:
Mich halten vor allem zwei Dinge auf, die eng zusammengehören und sich scheinbar widersprechen: Zu viel Arbeit und zu wenig Geld.
„Zu viel Arbeit“ bedeutet: zu viele Projekte, an denen ich gleichzeitig arbeiten muss, zu viele Aufgaben, die dringend zu erledigen sind, zu wenig Zeit, zu wenig Energie.
Warum ich trotz vieler Arbeit „zu wenig Geld“ habe: Weil ich Sachen nicht fertig bekomme – wenn zuviel gleichzeitig gemacht werden muss, dauert alles viel länger. Was nicht fertig wird, kann nicht abgerechnet werden.
Weil ich einen zu niedrigen Stundensatz bekomme, denn: wenn die Leute für den Zeitaufwand einen angemessenen Stundensatz zahlen müssten (also einen, von dem man als Entwickler leben kann), könnten sie sich meine Arbeit nicht leisten. Zumindest lassen sie mich das glauben.
Weil ich vor einigen jahren finanziell ziemlich den Bach runtergegangen bin und immer noch an den daraus entstandenen Folgen zu arbeiten habe (Schulden bei der Krankenkasse, daher ruhender Versicherungsschutz, Dispo, der abgestottert werden muss, von der Hand in den Mund leben).
Es gibt kein finanzielles Polster. Wenn Kundin X nun entscheidet, die Rechnung nicht sofort, sondern erst nächste Woche zu bezahlen und dazwischen liegt ein Monatswechsel, komme ich in sehr, sehr große Bedrängnis. Jeden Monat.
Da die Geldsorgen viel Energie binden, bleibt weniger für die Arbeit übrig. Da ich gleichzeitig alles an Arbeit annehme, was ich kriegen kann (weil ja irgendwann Geld fließen wird), reicht die Energie bei weitem nicht. Das frustriert und laugt noch mehr aus, so dass noch weniger Kraft für immer mehr Arbeit da ist.
Natürlich arbeite ich dann auch mehr als mir gut tut, das heißt, Erholung und Entspannung kommen zu kurz, sozale Kontakte sowieso.
Ein Teufelskreis.
Und natürlich sind Kunden, die sehr lange auf eine in ihren Augen kleine Arbeit warten, dann auch nicht hochmotivier, die Rechnung schnell zu bezahlen: „Wenn ich vier Wochen auf ein Formular warte, kann sie jetzt auch mal zwei Wochen auf ihr Geld warten“. Verstehe ich sogar.
Ja, und dieses Konglomerat aus „zu viel Arbeit und trotzdem zu wenig Geld und deswegen zu viel Arbeit“ hält mich momentan am meisten auf.
Es hält mich auf bei meinem Vorhaben, mir Gedanken um meine (berufliche) Zukunft zu machen.
Es hält mich auf bei dem Versuch, neue Konzepte zu entwickeln, wie ich meine Preise erhöhen oder auf andere Weise mehr Geld verdienen kann (andere Kunden? andere Projekte? andere Arbeit?).
Es hält mich auf, mich weiterzuentwickeln.
Es hält mich auf, Dinge zu verändern, zu verbessern.
Es ist ein Hamsterrad, und irgendwann wird alles andere da draußen ausgeblendet.
Bis ich erschöpft zusammenbreche und aus dem Rad geschleudert werde.
Und dann?
Leider hält man sich oft auch noch selbst auf. Wer los lässt, hat die Hände frei! Wünsche dir gute und umsetzbare Ideen, etwas zu ändern!
Sehr gut gesagt, ich danke Dir (auch für die Ursprungsfrage!) 🙂 Am Loslassen arbeite ich noch. Leider ist das schwer, wenn ganz nebenbei noch die Existenz dran hängt. Man steht sich dann wirklich selber im Weg mit all dem „Aber ich kann doch nicht…“ und „Was soll denn werden…“. Aber die Ideen lauern unter der Oberfläche, ich spüre es!