17. März. Sonntag. St. Patrick’s Day. Früher für mich eine Art Karnevalsfeier, heute denke ich nicht mal fünf Minuten darüber nach, ob ich irgendwo hingehe. Obwohl, Lust hätte ich schon mal wieder…
Meine Mega-Projektorganisation von gestern Abend hat mir zwar wieder das Gefühl gegeben, alles irgendwie schaffen zu können, aber sie kann natürlich nicht berücksichtigen, was an neuen Projekten kommen wird (obwohl ich da eine ziemlich genaue Vorstellung habe, was kommt, nur nicht wann) und wann wer auf der langen Liste zu krähen anfängt, bevor er mit dem Abgearbeitetwerden dran ist.
Es wird also zwangsläufig Engpässe geben, deshalb ist das Thema externe Hilfe auch noch nicht vom Tisch.
Und es wird dauern: vermutlich brauche ich noch das zweite Quartal, um wirklich alles abzuarbeiten (einfach weil ich nicht ausschließlich an den liegengebliebenen Sachen arbeiten kann).
Aber die Konzentration auf diese Fragen in der vergangenen Woche hat mich massiv weitergebracht. Zur Belohnung habe ich mir gestern Abend schon ein Stündchen „Fastenbrechen“ gegönnt und eine Dreiviertelstunde lang gesammelte Beiträge aus meinem Feedreader gelesen. Das war in dem Moment ganz angenehm, ich merke aber schon wieder, wie Dinge daraus in meinem kopf herumrollen, einfach weil es schöne Formulierungen oder interessante Situationen waren. aber: Nichts von Substanz. Ich fürchte, am Ende der Fastenzeit werden es einige Feeds weniger sein, die ich verfolge.
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Morgens schien so schön die Sonne, da beschloss ich, einen Spaziergang zu unternehmen. Es wartete ja nur Arbeit auf mich, die konnte auch noch ein Stündchen länger warten.
H. war erst um halb fünf ins Bett gekommen und machte ein erstes Mal die Augen auf als ich aufbrach. Das Versprechen von frischen Brötchen trieb ihn aus den Federn.
Ich drehte eine 2,5-Kilometer-Runde durch Straßen, durch die ich lange nicht gegangen war. Hier hatte sich aber auch nicht viel verändert, das Viertel scheint zur Ruhe zu kommen. Bei einem (für mich) neuen Bäcker erstand ich Brot, Brötchen und en wenig Kuchen. Alles roch ganz wunderbar und war verhältnismäßig preiswert. Die Betreiber sind wohl türkischstämmig, vom Namen kann ich es nicht richtig ableiten. „Türken“ (Gott, das sind in dritter Generation Deutsche, Berliner) scheinen hier in der Gegend die einzigen zu sein, die noch gute „altmodische“ Geschäfte betreiben, im Gegensatz zu all den aufgeplusterten self-important Hipster-Läden. Bäcker, die etwas von ihrem Handwerk verstehen, die schmackhaftes, reichhaltiges, preiswertes Backwerk ohne Chi-Chi herstellen, die um sechs Uhr morgens auf haben und auch am Sonntag nicht um 14:00 Uhr schließen.
Ich trage also mein kostbares Backwerk auf eine Runde durch den Kiez, zeige ihm neue und alte Lokale, Baugerüste, bepflanzte Baumscheiben, dekorierte Schaufenster, grünende Hecken und blühende Vorgärten.
Nach dem Frühstück legt H. sich nochmal hin, ich mache noch ein wenig Feinschliff am mittelgroßen Projekt und gebe mich dann lustvoll anderthalb Stunden dem Fastenbrechen hin und lese, lese, lese. Dann verschiebe ich eine gute Hälfte der Feeds in einen Quarantäne-Ordner. Dies sind die Menschen, von dneen ich mir nicht sicher bin, ob ich ihre Blogs weiterhin lesen möchte. Illustre Namen sind darunter, ihre Texte machen mir auch nach wie vor Spaß, aber in der Masse verstopfen sie mein Gehirn, das möchte ich nicht mehr. Sie hebe ich mir auf, wenn es mich mal packt, bei ihnen nachlesen zu wollen, weil mir ihre Stimme doch fehlt. Wenn nicht, fliegen sie irgendwann raus, sorry for that. Ausmisten.
Nach Kaffee und Kuchen, etwas Kleinkram und Projektplanungen (wie gut sich das anfühlt, jetzt, wo das System zu 98% up-to-date ist…) noch zweieinhalb Stunden an einem Konzept samt Grobkalkulation für ein größeres Projekt gesessen. Ich bin sicher, sowohl die Partnerin als auch der Kunde fallen tot um, wenn sie die Zahlen sehen – schließlich kommt von der Partnerin auch noch ein Batzen hinzu – aber sie unterschätzen alle, wieviel Arbeit das ist, und ich möchte wenigstens einmal ein Großprojekt durchziehen, bei dem ich nicht Haus und Hof und die Seelen meiner ungeborenen Kinder verkaufen muss.
Dann ist es Abend und zu spät, noch das zu machen, was ich eigentlich wollte, das muss dann bis morgen warten.
Woran ich mich erinnern will:
20 bis 30 Minuten Fußweg für gute Backwaren – mach das ruhig öfter! Fuck the hipsters!