6. April. Samstag. Wochenende. Heute ist Frühlingsfest und Markttag in der Stadt, da fällt hier die Arbeit aus. Ich mache auch mal eine Pause davon, mir über die Arbeit Gedanken zu machen. Die Sonne lacht, es wird so warm, dass man mal ohne Jacke gehen kann und Lust auf ein Eis bekommt.
Morgens Panikanruf von M.: Nasenbluten, Feuerwehr, Krankenhaus. Die zweite Eskalationsstufe nach heftigen Rückenschmerzen diese Woche. Letztes Mal hat sie meine Abwesenheit ganz gut überstanden, was ist das jetzt? Selbst gemachter Druck wegen Ostern?
Mittags in die Stadt gefahren und viel herumgelaufen. Wieviel jetzt blüht! Die Märkte sind recht klein und überschaubar, und obwohl ich in Kauflaune bin, spricht mich wenig an. Am ehesten springe ich nach wie vor auf Essen und Trinken an, aber da gibt es wenig Ungewöhnliches oder Interessantes. Viele, viele Taschen sehe ich, aber dafür will ich mein Geld nur ausgeben, wenn ein Stück wirklich sehr laut schreit.
Auf dem „Italienischen Markt“ kostet alles 3,80 Euro pro 100 Gramm, egal ob simple Salami oder 5 Jahre gereifter Käse. Eine Flasche Wein kostet 12 Euro, und das scheinen nun nicht mal besondere WInzer zu sein. Aber das sind auch keine unabhängigen Händler, sondern „Konzept-Märkte“, die durch die Orte tingeln. Da packt man drei Regionen aus Frankreich oder fünf Regionen aus Italien zusammen, die alle mehr oder weniger dasselbe anbieten (Salami, Schinken, Hartkäse, Essig, Öl, Wein, Likör), nur eben in „regionaler“ Ausprägung, alles in derselben Aufmachung, alles zum Einheitspreis, bestückt mit „Original“-Verkaufspersonal. Vergleichbare Sachen bekomme ich mittlerweile im gut sortierten Lebensmittelhandel auch, und zwar frischer und preiswerter. Sogar hier.
H. ist ein bisschen gestresst und fühlt sich bei jeder Frage in die Enge getrieben weil zu Entscheidungen gedrängt. Aus lauter Stress kann er nicht mal einfache Entscheidungen treffen wie: Kaufen wir jetzt diese Salami oder jene, hast Du Hunger, worauf hast Du Appetit, willst Du gehen oder sitzen? Es wurmt ihn wohl auch, dass er in dieser Stadt nichts mehr kennt, und das Tourist-Sein in der „eigenen“ Stadt liegt ihm nicht.
Wir essen dann bei einem wirklich klassischen Italiener am Marktplatz (den er auch noch von früher zu kennen glaubt, zumindest redet er sich das ein, und es hilft), und er erholt sich schnell. Das Essen ist auch wirklich gut und preiswert, wenn auch knapp kalkuliert. Aber eben klassisch und mit nettem Personal.
Später gibt es noch ein mittelmäßiges Eis auf der Haupteinkaufsstraße, und ich beschließe, mich dieses Jahr durch die Eisdielen der Stadt zu probieren.
Abends sogar noch ein wenig auf der Terrasse gesessen.