13. Juni. Donnerstag. Halb sechs wach und erstmal barfuß über den gemähten, nachtfeuchten Rasen gelaufen. Kaffee auf der Terrasse. Horchen, riechen. Dann wieder müde und nochmal auf mein Sofa gelegt. Harper Lees To Kill a Mockingbird aus der Bücherbox angefangen. Kindheitssommer. Wieder eingeschlafen. Schon erfolgreich in Ferienstimmung, aber ein paar Dinge muss ich noch erledigen. Widerwillig.
Etwas Arbeit bis zum Frühstück, danach gleich aufgeräumt und gespült. Nichts einreißen lassen. Dann große Planungssession mit H., wie wir unsere drei Wochen hier gestalten wollen. Wir haben nämlich festgestellt, dass wir hier oft sehr gestresst sind und am Ende der Zeit unzufrieden, wie wenig wir gemacht haben, aber irgendwie auch nicht zum Erholen gekommen sind.
Am Mittsommer-Wochenende ballen sich die Termine und Veranstaltungen, die man besuchen könnte, das lähmt uns schon jetzt, und am Ende bleiben wir wahrscheinlich zu Hause im Garten. Mal sehen. Ansonsten haben wir jetzt einen Rahmen, was wir unbedingt machen wollen, was außerdem noch schön wäre und was wir lassen werden. Außerdem Essens- und Zeitplanung für die nächsten drei, vier Tage, ich zudem noch einen Computer- und Gartenarbeitsplan, und wir sind beide sehr zufrieden und glücklich mit uns und unserem Plan. Jungfrauen.
Ich verbringe danach eine Stunde im vorderen Garten mit dem Anbinden von Rosen, dem Einpflanzen der weitgereisten Dipladenie und dem Ausknipsen verblühter Rosen, stehe auf ein Schwätzchen mit Nachbarin K. zusammen und fliehe schließlich vor der kräftigen Sonne ins Haus.
Dort erwartet mich eine Mail der Freundin, die ihre große Aufgabe nun weitestgehend hinter sich hat. Ein paar Bemerkungen in ihrem Text bringen mich innerlich schon wieder auf die Palme und ich analysiere ein wenig daran herum, was das ist, was mich da immer triggert. Viel hat mit dem Gefühl eigener Großartigkeit zu tun, das mir aus manchen Formulierungen spricht. Ich habe da einen sehr fein eingestellten Radar, der deutlich zwischen Stolz und Dankbarkeit auf der einen Seite und Selbstgefälligkeit udn Egomanie auf der anderen Seite unterscheidet. Das ist manchmal ein Fluch.
Nach einem Mittagsimbiss hingelegt und sogar geschlafen, aber vom Wecker früh genug wecken lassen, um hinterher nicht völlig zerlegt zu sein.
Die zwei geplanten Arbeitsstunden verlaufen dann trotzdem ausgesprochen zäh, obwohl ich sie auf der Terrasse verbringe, was alles etwas erträglicher macht.
Am frühen Abend kommt Nachbarin P. auf ein Schwätzchen vorbei und erzählt von ihrer neuen Anstellung und beruflichen Perspektive. Obwohl sie oberflächlich arrogant klingende Formulierungen verwendet, registriert mein Radar hier Stolz auf eigene Leistungen und ehrliche Freude über den eigenen Erfolg, und ich kann mich mitfreuen.
Ein Stromausfall verschiebt die Kochpläne etwas, es wird aber rechtzeitig behoben, so dass wir keine Verbiegungen machen und uns auch nicht über eingefrorene Lebensmittel und eine Abendgestaltung ohne Licht sorgen müssen.
Woran ich mich erinnern will:
Sommersonnenvormittag und Regenbogen am Abend.