Anna denkt nach, Anna schreibt, Miniaturen

Sommernächte

28. Juni. Freitag. Das zunächst backofenwarme Schlafzimmer kühlte im Laufe der Nacht ab, und es ließ sich aushalten. Morgens auch draußen verhältnismäßig kühl.

In der Arbeit kleiner Notfalleinsatz, Preiskalkulation für ein neues kleines Projekt, längeres Telefonat mit M., Frühstück.

Mit ging immer noch die gestrige Antwort der Freundin auf meineErklärungsmail durch den Kopf: Wie immer dasselbe Muster aus Ausweichen, Leugnen, Fakten Verdrehen, Alle-anderen-sind-Schuld. Ich schwankte lange zwischen Die bekommt jetzt mal ein Brett von mir und Das hat ja doch keinen Sinn, sie versteht es ja doch nicht. Heute siegte dann Ersteres, denn ich will nicht mehr ein Verhalten und eine Haltung durch Schweigen unterstützen. Wenn es so sein sollte, dass sie wirklich nicht in der Lage ist, ein Minimum an Selbstkritik aufzubringen und es deswegen jetzt zum Crash kommt, ist mir das auch recht. Auf solch eine „Freundschaft“ kann ich dann auch verzichten. Und ich habe mich nie um den Job als ihre Therapeutin beworben…

Ich schreibe also eine recht harte Mail, wo ich einen Teil ihrer Lügen und Verdrehungen mit unwiederlegbaren (weil schriftlich vorliegenden) Fakten kontere. Was ich damit erreichen will? Ein „Ja, da war ich nachlässig, das hätte besser laufen können“ wäre ein Anfang, ein „Sorry für den Stress, den ich Euch dadurch verursacht habe“ wäre super. Was ich vermutlich letztendlich bekommen werde, ist ein „Jetzt verstehst nicht mal mehr Du, wie schwer das alles für mich ist, ich bin eben doch ganz allein, Mimimi.“ Egal, ich hak das jetzt ab.

Nach einem kurzen Mittagsnickerchen alles für den Besuch der Lieblingsnachbarn am Abend vorbereitet, also Gartentischdecke heraussuchen, Geschirr, Besteck, Gläser aus den diversen Schränken und Schubladen hervorkramen, gekühlte Getränke aus dem Kellerkühlschrank nach oben verfrachten, Häppchen in Schälchen und Töpfchen verteilen, Brot schneiden, Wurst und Käse anrichten, alles zum schnellen Heraustragen aufbauen, Lampions aufhängen, umziehen, noch ein halbes Stündchen mit einem Buch im Garten abdampfen.
H. hat in der Zwischenzeit den Rasen gemäht undden Garten aufgeräumt, Tische und Stühle geschleppt und Sonnenschirme aufgebaut.

Sie kommen um halb acht, er saust zwischendurch nochmal los, weil die demente Schwiegermutter der polnischen Pflegerin die Hölle heiß macht, währenddessen zerfleischt sie sich in Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen (was die einen zu wenig haben, besitzen die anderen im Übermaß), dann wird es aber doch noch ganz nett, wir sehen Urlaubsbilder von der Kur, erzählen Geschichtchen, erfahren ein paar Neuigkeiten und etwas Dorfklatsch.

Sie gehen um eins, dann räumen wir noch etwas auf und genießen den Sternenhimmel samt einem Hauch von Milchstraße; ich sehe zwei Sternschnuppen und bin jedesmal zu beschäftigt mit meinen Gedanken und zu überrascht, um mir schnell etwas zu wünschen. Aber natürlich glaube ich sowieso nicht an so etwas…

Woran ich mich erinnern will:
Oft erreicht man durch Nachfragen mehr als durch Ratschläge.

Standard

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..