6. September. Freitag. Ist die Woche auch rum, zum Glück. Zäh war’s, und ich hatte wenig Lust zum Arbeiten.
Auch heute quälte ich mich fünfminutenweise durch die beiden anstehenden Hauptaufgaben, den Feinschliff an einem Teil unserer jährlichen Datenauswertung und eine Operation am offenen Herzen an einer schlecht gepflegten Website. Dort funktionierten seit einem PHP-Update im Februar die Übersetzungen nicht mehr, worauf ich mehrfach hingewiesen hatte, auch mit klaren Ansagen, was zu tun sei (u.a. unter dieser und jener Internetadresse eine Lizenz für dieses und jenes Produkt zu kaufen – oder mich mit dem Kauf zu beauftragen, wenn man Angst davor habe).
Nun hatte mich letzte Woche eine vorwurfsvolle Mail von der Agentur erreicht, die die Website „betreut“: Die Übersetzungen funktionieren nicht! Nach tiefem Durchatmen antwortete ich lapidar: Ich weiß. Siehe unten. Und hängte eine meiner Hinweis-Mails aus den letzten Monaten an. Zwei Tage Blätterrauschen, dann: Oh. Was müssen wir tun? Seufz. Ich: Das kaufen, was ich geschrieben habe. Zwei Tage später: Wir haben das jetzt gekauft, wie geht es weiter? Der Kunde drängt!
Ja, natürlich, sonst hätte ich von Euch auch nichts gehört. Ihr schaut die Websites, die Ihr „betreut“ (und ich nehme an, die „Betreuung“ lasst Ihr Euch gut bezahlen), ja ohnehin nur an, wenn der Kunde nachfragt, warum dieses oder jenes „plötzlich“ nicht mehr funktioniert. Und auch die Kunden reagieren wiederum nur auf Hinweise, die sie von ihren Kunden, Partnern, Lieferanten bekommen, und so kann es schon mal sein, dass nach einem per Knopfdruck ohne anschließende Tests ausgeführten Update des CMS irgendwas nicht mehr funktioniert und das erst Monate später erkannt wird, wenn niemand mehr einen Zusammenhang zu einer konkreten Veränderung auf der Seite herstellen kann. Und dann rufen sie mich an, entrüstet und vorwurfsvoll, denn ich habe doch die Seite gebaut, und also bin ich verantwortlich, wenn acht Jahre später irgendwo etwas klemmt, weil „das funktionierte doch immer“.
Den Schritt zu überlegen, warum „es“ ganz „plötzlich“ nicht mehr funktioniert, geht natürlich niemand mehr, das hieße ja nachdenken, Arbeiten dokumentieren, überhaupt Arbeiten sorgfältig ausführen und deren Erfolg oder Nebenwirkungen überprüfen. Macht keiner mehr. Lieber murksen sie vor sich hin, machen nur das absolute Minimum vom Nötigsten, und wenn was hakt, suchen sie jemanden, den sie dafür verantwortlich machen können, und dann muss eben die Feuerwehr bzw. Mama kommen, um alles wieder zu richten, heile, heile Gänschen.
Ich finde ja auch meistens eine Lösung und kann das reparieren, insofern ist der Lernerfolg vermutlich begrenzt. Kostet die Agentur mal ein paar Hundert Euro extra, aber die holt man locker wieder rein. Peanuts, sozusagen.
Deswegen lasse ich mir sowas inzwischen auch sehr gut bezahlen, da wird gern schon mal der doppelte Stundensatz angesetzt, denn Fehlersuche ist nun mal aufwändig, und es ist allemal billiger, als müsste man die rumpelige, veraltete Website komplett neu aufsetzen, solange die es noch ein weiteres Jahr macht.
Woran ich mich erinnern will:
Nicht bei anderen Menschen meine Arbeitsethik voraussetzen. Trotzdem gute Arbeit machen.