Anna denkt nach, Anna schreibt, Miniaturen

Projekt Regeneration

7. September. Samstag. Ein Arzt rät einem Kollegen, doch mal ein paar Tage lang nur halbe Tage zu arbeiten, und ich muss sagen, das Konzept spricht mich an. Statt eine Woche „Urlaub“ zu nehmen und nach einer Woche liegt einfach nur doppelt soviel Arbeit da, die man dann die nächsten Wochen vor sich her schiebt, lieber dem Biorhythmus folgen und an „schwachen“ Tagen eben nur das Nötigste machen und sich den Rest des Tages frei geben: Warum nicht?

Meine Woche sieht energietechnisch meist so aus:

Ich starte relativ entspannt und motiviert in den Montag, denn ich habe meine Kunden so „erzogen“, dass sie mich da in Ruhe lassen. Da ich in der Regel am Wochenende gearbeitet habe, mache ich am Montag einfach nur mit den Sachen weiter. Das ist ruhiges und entspanntes Arbeiten. 80%.

Dienstag lässt die Motivation dann schon sehr nach. Vormittags steht meist ein längeres Planungstelefonat mit der Lieblingskundin auf dem Plan, Antworten auf meine Mails mit Fragen oder Hinweisen, die ich am Montag Nachmittag verschickt habe, trudeln ein, auf die Projekte, an denen ich seit 3 Tagen arbeite, habe ich keine Lust. Meist gibt es abends nochmal einen Schub. 65%.

Mittwoch lässt es dann nochmal nach. Ich brauche mittags eine längere Pause, weil ich mich schwer aufraffen kann. Wenn ich schlafe, ist es danach bis zum Abend oft ganz vorbei (wenn ich Glück habe, kommt dann nochmal ein kleiner Energieschub), wenn ich nicht schlafe, quäle ich mich durch den Nachmittag. Erstaunlicherweise schaffe ich trotz Motivationstief immer noch das Dringendste, aber nicht viel mehr. 50%.

Donnerstag hängt es sehr davon ab, was ansteht. Sollen Sachen unbedingt noch diese Woche fertig werden, kann ich ranklotzen. Wenn nicht, arbeite ich vor mich hin, um die Zeit zum Wochenende rumzubringen und nicht komplett unproduktiv zu sein. 60%.

Freitag gehe ich sehr entspannt in den Tag, spüre innere Freiheit: Ich kann heute auf Dinge reagieren, muss es aber nicht. Ich kann lange arbeiten, kann aber auch um drei Uhr aufhören, alles ist möglich. Meist schaffe ich dann viel Kleinkram weg. 70%.

Samstag ist ein halber Haushalts-, ein halber Arbeitstag. Einkaufen steht an, Wäsche waschen, aufräumen, saugen, vielleicht kochen. Und: Arbeit an großen Projekten, die ich in zwei, drei Stunden konzentrierter Arbeit meist ein gutes Stück voranbringe. 90%.

Sonntag ist mentaler Aufräumtag. Was habe ich in der vergangenen Woche geschafft, was steht in der nächsten Woche an? Was kann ich noch abschließen, wo kann ich vorarbeiten? Dazwischen: lange Pausen, essen, Kaffee trinken, lesen, ausruhen. 80%.

Ich bin also besonders produktiv an den Tagen ohne unmittelbaren Kundenkontakt – Freitag bis Montag. Da man nicht permanent auf ein Wochenende verzichten, ich aber meist auch nicht einfach mitten in der Woche einen Tag freinehmen kann, wäre es vielleicht wirklich ein guter Kompromiss, Dienstag und Mittwoch oder Mittwoch und Donnerstag Nachmittag frei zu nehmen. Also arbeiten bis 14 Uhr, dann rausgehen, Einkäufe erledigen oder spazieren gehen und danach: frei.

Ich muss schauen, ob das mit den anstehenden Arbeiten funktioniert. Andererseits: Was nützt es mir und der Arbeit, wenn ich mich drei Stunden durch Projekte quäle, davon letztendlich eine Stunde sinnvolle Arbeit mache und den Rest der Zeit Vermeidungsstrategien fahre (Internet lesen, Podcasts hören, spielen…)? Besser in den drei Stunden erholen und dann am nächsten Vormittag ausgeruht in einer konzentrierten Stunde die Arbeit erledigen.

Ich muss das ausprobieren.

* * * * * * *

Sonst heute so:

Zwei Stunden recherchieren und diskutieren, ob und wie wir nächsten Samstag nach K. fahren.
Danach solche Kopfschmerzen, dass ich mich nach dem sehr späten Frühstück hinlege und etwas wegdöse.

Nachmittags drei Projekte vorantreiben, also etwas coden. Nicht anstrengend, nicht nervig, aber auch nicht besonders aufregend. Superhero-Kräfte sind nicht erforderlich.

H. telefoniert mit dem Freund, der aufgeregt und aufgebracht um Anruf gebeten hatte. Letztendlich sind es nur die neuesten „Ungeheuerlichkeiten“ der Freundin, die uns nur ein müdes Achselzucken entlocken, denn natürlich haben wir genau das Verhalten erwartet, das sie jetzt zeigt.
Sie hatte ja bei der Räumaktion in der Wohnung ihrer Mutter mit einem bestimmten Vorgehen in ihren Augen „Erfolg“ gehabt, warum sollte sie also ihre Vorgehensweise jetzt beim eigenen Umzug ändern? Und wenn der Freund beklagt, es würden dieselben Dinge ablaufen wie „jedes Mal“ – was erwartet er? Nur weil sich bei ihm die Sicht auf die Dinge ändert, muss das ja bei ihr nicht auch der Fall sein. Erbrobte Dinge werden weitergemacht, auch wenn alle anderen die schwachsinnig finden – warum auch nicht?
Sie verstehen alle sehr wenig von sich, ihnen nahen Menschen oder Menschen überhaupt. Ich staune immer wieder über so viel Unwissen.

Abends noch etwas Kleinkram, aber ich bekomme nichts zustande. Plane eine kleine Tour, falls ich Lust bekomme, mich am morgigen Tag des offenen Denkmals auf den Weg zu machen.

Woran ich mich erinnern will:
Man lebt nur einmal.

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Ein Gedanke zu “Projekt Regeneration

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