Anna denkt nach, Anna schreibt, Miniaturen

Strategisches Nichtstun?

Ich bin ein bisschen in einer Zwickmühle

Nach einer Zeit von großem Stress und Druck bin ich nach langem mal wieder in der komfortablen Situation, nicht zehntausend Dinge tun zu müssen.

Es gibt natürlich etliche Dinge, die ich tun sollte.

Auch Dinge, die ich eigentlich tun möchte.
Nur vielleicht nicht gerade jetzt, in diesem Augenblick.

Nun sitze ich da mit meiner Liste von Dingen, die ich tun sollte und/ oder eigentlich tun möchte (aka „To-Do-Liste“) und kann mich nicht aufraffen, irgendwas zu tun.

Am ehesten reizt mich noch das Lesen: Input, neue Ideen, Flucht, sinnvoller Zeitvertreib, Anregung, lernen – Lesen ist für mich in vielerlei Hinsicht positiv besetzt und dient seit frühester Kindheit als Place to go in schwierigen Situationen.
Aber irgendwie ist es das gerade auch nicht, ich empfinde das als Flucht, als Zeitverschwendung.
Ich will etwas anderes und weiß nicht, was.

Ich befinde mich in einem Zwiespalt: Ich genieße einerseits sehr das Nichts-tun-müssen, bin aber gleichzeitig äußerst unzufrieden mit dem Nichts-tun-wollen.
Andererseits stimmt das auch nicht: ich spüre eine große innere Unruhe – ich will etwas tun, weiß aber nicht, was.
Jedenfalls weder die Dinge, die ich tun sollte, noch die Dinge, die ich sonst tun möchte.
Ich möchte etwas Neues.

Neu formuliert:
Ich befinde mich in einem Zwiespalt: Ich genieße einerseits sehr das Nichts-tun-müssen, bin aber gleichzeitig äußerst unzufrieden mit dem Nicht-tun-wollen-was-ich-tun-könnte-oder-üblicherweise-tue.
So.

Und nun?

Für dieses Gefühl kann es erfahrungsgemäß verschiedene Ursachen geben:

Den Sinn nicht sehen.

Warum sollte ich bestimmte Dinge tun? Warum sollte ich sie gut machen? In welchem größeren Zusammenhang stehen diese Tätigkeiten? Welchem höheren Zweck und/oder langfristigem Ziel dienen sie?

Check:
Ich sehe sowohl den kurz- als auch den mittelfristigen Sinn der meisten Dinge, die ich tun sollte. Ich identifiziere mich auch mit den Zielen, die erreicht werden sollen.

Aber:
Ich brauche mal eine Pause. Die Ziele sind eher mittel- als kurzfristig. Die Ereldigung verspricht keine kurzfristige Belohnung.

Angst

Habe ich Angst vor der Leere, die auftritt, wenn alles getan ist? (Nicht dass das jemals eintreten würde, aber wer sagt, dass Ängste rational sind?) Oder Angst vor dem Neuen, was unweigerlich auftauchen wird? Lieber am Bekannten festhalten als Neues wagen?

Check:
Ich weiß, was als nächstes kommt. Vor einer dieser Aufgaben habe ich tatsächlich etwas Angst.
Auch weiß ich bei einigen Dingen, die ich jetzt ereldigen sollte, nicht genau, wie die Reaktion sein wird. Auch davor habe ich ein wenig Angst.

Aber:
Letztendlich sind das alles keine grundsätzlich neuen Dinge, und im Grunde weiß ich, dass mir nichts Schlimmes passieren wird, dass ich auch mit einer negativen Reaktion umgehen kann, dass ich die anstehenden Dinge und was danach kommt, bewältigen kann.

Hoffnungslosigkeit

Ist es nicht sowieso sinnlos, irgendwas zu tun?

Check:
Definitiv nein.

Energiemangel, Überforderung, Erschöpfung

Ist einfach alles zu viel? Brauche ich Energie für mich? So dass nur kurzfristige Ziele zählen, weil die Ressourcen gut eingeteilt werden müssen?

Check:
Definitiv jein.
Ich bin sehr erschöpft. Deswegen genieße ich es ja gerade so, nicht dauernd rödeln zu müssen.

Stress

Bin ich es einfach nicht mehr gewohnt, mich nur auszuruhen und spüre deshalb diese innere Getriebenheit? Bin ich immer noch gestresst, immer noch im Überlebensmodus? Und kann ich deshalb nicht loslassen?

Check:
Definitiv ja.
Ich werde sofort ruhiger, wenn ich meinen Kopf ablenke, wenn ich ihm keine Gelegenheit gebe, darüber nachzudenken, wass alles zu tun wäre, und dass ich meine Zeit nutzen müsse, und dass schlimme Dinge geschehen, wenn ich das versäume.

Angst vor der Leere, vor dem Nichtstun

Komme ich mit dem Nichtstun aus Prinzip nicht klar? Etwa, weil ich es mir generell nicht erlauben kann, untätig zu sein? Oder weil ich durch Aktivität bestimmte Gedanken oder Gefühle zurückdrängen kann? Brauche ich Aktivität als Ablenkung?

Check:
Das ist momentan nicht mein Problem, obwohl ich solche Situationen kenne.

Bedeutungslosigkeit

Ist es egal, was ich tue und ob ich überhaupt etwas tue? Weil am Ende doch andere entscheiden? Weil mein Leben und was ich tue ohnhein nichts ändert auf der Welt?

Check:
Eher nein. Solche Gedanken kommen mir fast immer nur aus Ercshöpfung, aus Überforderung.

Fazit

Es ist wohl eine Mischung aus Erschöpfung, Energiemangel, anhaltendem Stress, Langeweile angesicht der anstehenden Aufgaben und ein bisschen Bammel.
Dazu kommt, dass viele der anstehenden Aufgaben teilweise langwieriges Gefummel beinhalten, was gleichzeitig entweder gar nicht oder nur sehr minimal berechnet werden kann und von Kunden gar nicht bemerkt werden wird, ob das nun gemacht ist oder nicht. Also eher die fehlenden 2% zur perfekten Arbeit. Also definitiv kein kurzfristiger Gewinn, vielleicht nicht einmal mittelfristiger (außer für mein Seelenheil) und damit kein wirklicher Grund, die Aufgaben überhaupt zu erledigen, geschweige denn jetzt.

Was also kann helfen?

Vielleicht ein bisschen mehr Mischung und Gleichgewicht: Nicht völliges Nichtstun, aber auch nicht Rackern bis zum Umfallen.
Rausziehen, Auszeit nehmen, aber sich trotzdem jeden Tag ein paar Aufgaben vornehmen und diese auch erledigen – nicht um der Aufgaben willen, sondern um Struktur im Tag zu behalten.

Und generell: Mehr Zeit für Erholung einplanen. Öfter die Arbeit unterbrechen. Öfter wechseln zwischen körperlicher und Kopfarbeit.
Öfter mal halbe oder ganze Tage freinehmen.
Von Zeit zu Zeit strategisches Nichtstun (die Gedanken schweifen lassen, einfach nur aus dem Fenster sehen).
Mir Fragen stellen oder Probleme zum drüber Nachdenken suchen, um nicht einfach so herumzugammeln.

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Ein Gedanke zu “Strategisches Nichtstun?

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