Anna denkt nach, Anna schreibt, Miniaturen

Runtergerockt

31. Oktober. Donnerstag. Die zweite Panikattacke innerhalb einer Woche. Nicht gut. Die Einschläge kommen näher.

In meinem Kopf kreischt eine hysterische Menschenmenge und rennt planlos hin und her, während ich versuche zu atmen, die hochgezogenen Schultern zu entspannen, das Gefühl anzunehmen, aber ihm nicht die Kontrolle zu überlassen und irgendeine Form von Aktivität zu finden, die ablenkt und beruhigt.

Es gelingt irgendwie, aber auch das kostet wieder Kraft, die ich eigentlich nicht habe. Erst recht nicht zur Analyse.

Aber zur Erinnerung habe ich noch Kraft: Wie ich der depressiven Freundin mit Angststörung auf ihr mantrahaft wiederholtes „Ich muss mich einfach mal richtig erholen, dann geht’s mir auch wieder gut“ immer sagte: „Du tust doch schon fast nichts mehr, gehst nicht aus dem Haus, liest nicht, schaust nicht fern, sitzt den ganzen Tag nur da und lässt die Gedanken rotieren, und es wird immer schlimmer – meinst Du nicht, Du solltest im Gegenteil mehr tun, also rausgehen, Menschen treffen, Dir Hilfe für Dein Problem suchen?

Nun ist Analyse wichtig und hilfreich, aber sie gelingt besser mit etwas Distanz, nicht mitten in einer Attacke. Also beherzige ich meine eigenen Ratschläge: Ich lenke mich ab, indem ich Rechnungen schreibe, im Kopf wichtige Briefe entwerfe, am Ende sogar ein wenig simple Projektarbeit erledige, bei der nicht viel schiefgehen kann. Später gehe ich raus zum Briefkasten, laufe zwar nur einmal um den Platz, aber dabei höre, rieche, schaue und atme ich sehr bewusst und gehe absichtlich sehr langsam.
Dass mir dabei trotzdem der Rücken wehtut, zeigt nur, wie verspannt ich insgesamt bin. Kein Wunder, dass ich auch noch Migräne habe…

Es gibt jetzt ein sehr akutes Geldproblem, das bin ich heute angegangen, und morgen muss es dazu noch einen Brief oder eine Mail geben. Morgen, denn dann habe ich hoffentlich wieder die Kontrolle auf diesem Seelenfänger von Schiff.

Woran ich mich erinnern will:
Ich weiß das doch alles, warum nur vergesse ich es manchmal?

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Ein Gedanke zu “Runtergerockt

  1. Pingback: Den Dingen auf den Grund gehen | Annas Miniaturen

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