17. Dezember. Dienstag. Zweiter und vorletzter Arbeitstag.
H. schickt mir Mails der Freundin weiter, die sie an uns gerichtet aber nur an ihn geschickt hatte. Darin u.a. eine Tirade gegen meine „hämischen Bemerkungen“ zu einer dritten Person (die ich überhaupt nicht kenne).In der Mail, die sie mir als Antwort auf meine „hämischen Bemerkungen“ geschrieben hatte, war sie zuckersüß gewesen: Endlich mal wieder jemand, der sie verstehe und der mit klaren Lösungsvorschlägen käme statt mit Vorwürfen. Hm. War ich nun hilfreich oder hämisch? Oder weiß hier jemand nicht so recht, was er will?
Ich rege mich erst furchtbar auf, schreibe eine wutentflammte Replik, die ich aber erstmal zwischenspeichere und nicht absende (vielleicht sollten das die meisten Leute tun, die heute in den „Sozialen“ Medien unterwegs sind – einfach mal Dampf ablassen, das Elaborat abspeichern und 24 Stunden gut durchziehen lassen. Dann mal nachschauen, ob es klug wäre, das so in die Welt zu schicken.).
Mittlerweile habe ich mich zwar nicht beruhigt, sehe aber etwas klarer mögliche Ursachen und Absichten und will erstmal einen Plan haben, bevor ich meine nächsten Schritte setze. Spolier: Es wird eine Art Jahresend-Abrechnungsbrief geben.
Dann endlich Arbeit. Die Lösung, die ich mir für ein Problem ausgedachthatte, funktioniert nicht, also nicht so, wie sie soll. Die Alternativen sind aufwändiger und komplizierter, auch für den Kunden im Handling. Andererseits saklierbarer und rechtssicherer. Wir probieren das jetzt mal. Das hat mir dann gerade nochmal einen halben Tag Arbeit ohne nennenswerte Mehrbezahlung obendrauf gepackt, man gönnt sich ja sonst nichts.
Dann viereinhalb Stunden Projekt-Pingpong mit der Lieblingskundin gespielt, dabei drei Projekte beackert, eins fertig bekommen, eins fast, das dritte zumindest auf Spur gebracht.
Danach bin ich durch für heute, schreibe noch eine Weihnachtskarte an die Tante in Amerika und gehe zur Post und einkaufen. Treffe die Bekannte, zu dreen Vernissage ich vor einigen Wochen war. Sie hat inzwischen die Ausstellung abgebaut und war sehr zufrieden über die vielen neuen Kontakte, auch wenn sie kein einziges Bild verkauft hat. Sie berichtet von einer horrenden Mieterhöhung, und ich erfahre, dass es in Berlin ein Atelierprogramm und einen Atelierbeauftragten gibt. Spannend.
Dann nochmal anderthalb Stunden in die Küche, Geschirr spülen, den letzten Keksteig wegbacken und ein Abendbrot aus Resten zusammenwerfen.
H. kommt spät, er hat bei einer Nachbarin einen neuen Rechner klargemacht und noch etwas geplaudert. Und nu is auch gut für heute.
Woran ich mich erinnern will:
Gegenrede, wenn man mit Vorurteilen und unbegründeten Annahmen konfrontiert wird und es anders sieht. Freundlich, aber bestimmt. Begeisterung schüren statt Angst und Ablehnung.