Anna denkt nach, Anna schreibt, Miniaturen

Überpünktliche Bahn

30. Dezember. Montag. Reisetag. Ich habe unruhig geschlafen, dachte immer, ich müsse nachher noch M. wecken und diese Kekse backen. Blödsinn. Das HIrn bastelt sich aus Versatzstücken unnötigen Stress.
Aufgestanden um halb fünf, letztes Geschirr gespült, die Telefonumleitung aktiviert, eine Banane gegessen, Kaffee gekocht, die Blumen und Lebensmittel verpackt.

Als wir im Hof stehen, fällt mir ein, dass die Festplatte noch oben am PC hängt, also nochmal hochgerannt und die Platte geholt.
Dann los, zum türkischen Bäcker wegen Proviant und ab zum Gesundbrunnen.

Wir fahren mal weider 1. Klasse, das ist wirklich sehr, sehr viel bequemer, man sitzt nicht so beengt und bekommt alles gut unter.
Vor uns sitzen ein Mansplainer und seine Frau. Beide gehören zu den Menschen, die alles mit Alarm machen müssen: Beim Ausziehen der Jacke muss alles im Umkreis von drei Metern den Kopf einziehen, die Koffer werden in die Ablage gedonnert (natürlich mit den schmutzigen Rädern an unsere Jacken), in die Sitze setzt man sich nicht, sondern lässt sich fallen, so dass mein Laptop jedesmal einen Schlag bekommt. Und natürlich brauchen beide eine Zeitung, und zwar dieselbe. Zum Kotzen.

Der Zug ist ein ICE 4, man kann vorne dem Lokführer über die Schulter und auf die Gleise sehen. Ein Kindheitstraum!

Was wünsche ich mir von unserem Aufenthalt?
Urlaub. Wenig Muss, viel Kann.
Ausgeglichenheit.
Ruhe.
Bewegung an der frischen Luft.
Schmerzfreiheit.
Schlafqualität.
Anregende Eindrücke und schöne Erinnerungen.
Zu mir finden.
Rück- und Ausblick.
Zeit und Raum zum Nachdenken.
Klarheit.

Ankunft in Frankfurt 3 Minuten zu früh, gemütliches Herüberschlendern zum Regionalexpress, der schon da steht. Ausreichend Sitzplätze in der 1. Klasse mit Blick auf den Rhein (hinter Mainz). Der Rhein ist voll, aber es ist noch einen guten Meter von Hochwasser entfernt. Rauh ist er und schlammbraun, relativ wenig Schiffe sind unterwegs, der Blick auf die sonnenbeschienenen Burgen und Felsen am rechten Rheinufer ist atemberaubend schön. Ruhe kommt über mich.

Nach der Ankunft ein schneller Einkauf, wir bekommen den Bus um halb zwei, der uns ins Dorf bringt. In der Stadt viele Menschen beim Shoppen.
Im Dorf ist alles wie ausgestorben, so kommen wir entspannt an.

Im Garten blühen die Ringelblumen und vereinzelte Gänseblümchen. Alles ist voller Wurmhaufen; der Korkenzieherhasel hat „Schwänzchen“. Kalt ist es und klar. Das Haus ist ein wenig kühl, wird aber schnell warm als wir kurz alle Heizkörper aufdrehen. Ich installiere im Wohnzimmer Kerzen und Kekse auf einer weihnachtlichen Tischdecke und schon sieht es ein bisschen gemütlich aus. Die Amaryllis bekommen ihren Platz auf der Fensterbank; zweiter Versuch für einen entspannten Jahres-Neustart nachdem das letztes Jahr reichlich schief ging.

Aber nun erstmal: ankommen.

Traumhafter Sonnenuntergang.

Woran ich mich erinnern will:
Wie über Sachsen-Anhalt die Sonne aufgeht und der gesamte Horizont erst gelb dann orange leuchtet bevor sich der Feuerball erhebt.
Und wie am Abend die Wolken von unten erst orange dann rot leuchten, während die oberen Schichten sich von blaugrau zu lila verfärben.

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