Anna denkt nach, Anna schreibt, Texte

Jahresrückblick 2019

Januar. Drei Todesfälle bei Freunden in K. im Dezember und Januar bringen auch uns den Monat gehörig durcheinander. Wir spenden Trost, organisieren Hilfe, räumen eine Wohnung. Das ist okay, aber unser dringend benötigter Erholungsurlaub nach einem hammermäßig stressigem 2018 ist damit futsch. Ein kleiner Lichtblick ist das in einer Hauruck-Aktion gebuchte Wochenende auf Usedom Ende Januar. Drei Tage reichen zwar nicht zur Erholung, aber die Köpfe wurden freigepustet.

Februar. Viel Arbeit. Alte Projekte fertigstellen, neue beginnen. Eines der großen Angstprojekte starten. Ein großes Geburtstagspaket zum 18. für den Sohn der Freunde auf den Weg gebracht. M. verliert ihr Portemonnaie. Mit Ausmisten beginnen. Die letzte Berlinale unter Dieter Kosslick. Wir bemühen uns, wenigstens gut zu essen. Ich entdecke den ZEIT-Podcast Verbrechen für mich. Beginne Podcasts zu hören. Es ist sogar wieder Zeit für ein bisschen Familienforschung. Die Saison für Vogel-Webcams beginnt.

März. Wieder für 2 Wochen in K. Neben der normalen Arbeit geht es bei und mit den Freunden weiter: Übergabe einer Wohnung und Ausmisten der zweiten. Karneval im Dorf. Auch sonst bin ich aktiv: Spaziergänge, aufräumen, umgraben. Den Beginn der Fastenzeit nutze ich, um zu beginnen, mir grundsätzliche Gedanken über meine Arbeit sowie meine Wünsche und Ziele in Bezug auf meinen Job zu machen. Ich beginne, den Freitag Nachmittag frei zu nehmen und  stattdessen irgendwo bei Kaffee und Kuchen eine Planungs- und Strategiesession abzuhalten. Auch in B. setze ich meine Spaziergänge fort, verbringe viel Zeit mit Nachdenken. Ruhiges Arbeiten an diversen größeren und kleineren Projekten. Ende des Monats steigen wir mit dem Fernsehen von terrestrisch wieder auf Kabel um. Das Privatfernsehen ist inzwischen nicht besser geworden; wir bleiben weitestgehend nach wie vor bei ARTE und den Öffentlich-Rechtlichen hängen.

April. Anfang des Monats geht es schon wieder nach K., diesmal für fast drei Wochen. Ich reagiere nun zunehmend mit Zahnschmerzen auf Stress und Überforderung. Neben normal weiterlaufender Arbeit wieder mit den Freunden in der zweiten Wohnung. H. trinkt viel, schnarcht, ich ziehe öfter nachts um in mein Zimmer. Ostermarkt. Geburtstag des Nachbarn. Ich bin mit allem überfordert und sehr erschöpft. Komme nicht zur Ruhe. Spaziergänge, ein Ausflug in die Vulkaneifel. Anfragen für größere neue Projekte. Ich stelle meine Arbeitsmethoden um, führe neue Routinen ein und spare dadurch unglaublich viel Zeit und Energie. Nach der Rückkehr entdecken wir im Blumenkasten ein Ringeltaubennest. Ostern.

Mai. Ich fange ernsthaft an, an einem Konzept für meine neue Website zu arbeiten. Zu viele Ideen. Ein Taubenküken schlüpft, wächst heran und verlässt das Nest. Viel Arbeit mit der Lieblingskundin. Die neuen Routinen sorgen dafür, dass die Arbeit wieder mehr Spaß macht und ich effektiver bin. Die Bank stellt ihr TAN-Verfahren um (von SMS-TAN zu TAN-Generator oder App). Ich will die Nähmaschine in Gang bringen, um einen Bezug für das löchrige Federbett zu nähen, aber sie sitzt fest. H. bekommt von mir eine neue Decke. Ich erstelle eine Checkliste für Erstkontakte mit Interessenten per Telefon. Ich kaufe einen einmonatigen Zugang zu bestimmten Kirchenbüchern für die Familienforschung (Brandenburg).

Juni. Ein kleines Erdbeben erschüttert meinen Teil des Internet. Viel Diskussion um presseethische Fragen. Ich arbeite an einem Großprojekt für die Lieblingskundin. Familienforschung. Gemeinsam mit der Lieblingskundin entsteht die Agentur-Idee. Mitte des Monats nach K. gefahren. Es ist zu heiß, wir kommen nirgends weiter. Arbeit. Viel Zeit mit und für die Freunde aufgewandt. Ich kann nicht mehr; suche Ausstieg. H. und ich reden endlos und beschließen: Es muss eine Grenze gezogen werden. Die Freundin dreht sich alles zurecht und reagiert auf meine Klarstellungen verschnupft. Kleiner Eklat bei einem Vereinsfest. Fühle mich zum ersten Mal nicht nur nicht willkommen, sondern regelrecht abgewiesen. Stelle alles in Frage. Erschöpfung. Die Nachbarn verbringen eine Abend mit uns im Garten. Langer Stadtspaziergang.

Juli. Rückfahrt nach B. Ich beginne mit Turnübungen: Dehnung, Ausdauer, Muskulatur. Erstelle mir ein Trainingsprogramm, halte aber nicht durch. Ich übernehme zunehmend das Kochen, probiere Neues aus. Heftiger Streit mit H. Kirschen pflücken bei P. Zwei neue Projekte mit der Lieblingskundin, Übernahme SEO für alle Projekte einer anderen Kundin. Neuer Kunde; kann meine Checkliste für Erstkontakte erproben. Lege eine Tabelle für technische Projektinfos an. Räume endgültig das Taubennest ab und bepflanze den Blumenkasten neu mit Sukkulenten, die aber alle nach kurzer Zeit eingehen. Steuererklärung. Zwischendurch immer wieder endlose Gespräche über die Freunde. Tour de France.

August. Informationen über Cookies an ausgewählte Kunden. Ich mutiere wieder zum Erklärbär. Ein großes Angstprojekt abgeschlossen. SEO. Viel Kleinkram. Zerfleddertes Arbeiten. Ich lade Unmengen alter Postkarten von K. herunter, fange mit historischen Forschungen zu einzelnen Gebäuden an. Hadere weiterhin mit Freund und Freundin. Suche nach Schlussstrich. Geburtstage. Vergrabe mich immer wieder monomanisch in bestimmte Themen. Aus Zeitmangel jeweils nur kurz. Erholungsversuche. Es gelingt mir, oft nachmittags Schluss und stattdessen was für mich zu machen oder auszuruhen. Beginnen, Plastikabfall kleinzuschneiden und sparen Unmengen Platz.

September. Große Datenauswertung für einen Kunden. Ärgere mich über H., der wieder verschleppt und dann versucht, Arbeit zu delegieren. Dieses Jahr funktioniert es nicht. Mehrere kleinere Projekte. Starte mit Click-Microjobs. Viel Geld kann man damit nicht verdienen. Bastele eine Geburtstags-Präsentation für H. Mitte des Monats mit M. nach K., dort H.s Geburtstag. Stress und Streit obwohl ich mir sogar weitestgehend freigenommen hatte. Gleich am ersten Tag läuft im Keller das Wasser von der Decke: Irgendein Rohr ist kaputt; das Bad oben wird überwiegend stillgelegt. Dank Warwasser in der Küche waschen wir uns dort. Ein paar Tage vor der Abreise bricht M. der Wasserhahn in der Küche ab. Sehr viel Gewicht zugelegt.

Oktober. Schnauze voll. Abnehmen, bewegen, ausmisten. Lecker kochen. Zweites Angstprojekt abschließen. Mein Leben räumt sich auf. Werde Opfer eines Online-Betrugs. Erstatte Anzeige. Runder Geburtstag einer Freundin; viele alte Bekannte wiedergetroffen. Alles wird gut. Rugby-WM.

November. Der Beschluss, nicht zum Weihnachtsmarkt ins Dorf zu fahren, führt zu unglaublicher Erleichterung und einem erneuten Aktivitätsschub. Mache jetzt jeden Nachmittag gegen drei Uhr Schluss und beginne mit dem systematischen Ausmisten meiner Bücher. Ziel: Die Wohnung bis Nikolaus weitestgehend klar zu haben für Weihnachten. Ich nehme weiterhin gut ab. Koche oft. Arbeitsthema: Cookies. Und SEO. Ein größeres Projekt für eine Kundin, viel Kleinkram für die Lieblingskundin. Besonders ein Projekt zieht sich elend hin. Pläne für Neues. Mit den Freunden spitzt es sich zu. H. zieht immer öfter Grenzen, die Freundin kämpft mit Zähnen und Klauen.

Dezember. Mit dem Nikolaus-Termin haut es nicht hin, aber es ist meine entspannteste Adventszeit seit Jahren. Arbeitsreiche Vormittage, nachmittags wird in der Wohnung gewerkelt. Jedes Adventswochenende steht mindestens ein Ausflug zu einem Weihnachtsmarkt an, mal mit M., mal mit H., mal allein. Der letzte Arbeitstag wird weitestgehend respektiert, die Weihnachtsvorbereitungen sind sehr entspannt. Dennoch kollabieren wir beide nach den Feiertagen und sehnen uns nach Urlaub und Nichtstun, vor allem: nichts planen, nichts organisieren, nichts überlegen. Ich komme zu einer Art Abrechnung mit der Freundin. Kurz vor Jahresende Treffen mit hiesigen Freunden. Herrlich normal. Am 30. Richtung K., dort Silvester ruhig und allein verbracht. Am letzten Tag des Jahres eine angenehme neue Bekanntschaft geschlossen und wieder Warmwasser im Haus.

* * * * *

Woran ich mich erinnern will:
Das Wochenende an der Ostsee.
Ein sommerlicher Stadtspaziergang.
Dass ich mich endlich von Dingen trennen (und auch befreien) kann, die mir mal existenziell wichtig erschienen und irgendwann nur noch Ballast waren.
All die kleinen alltäglichen Begegnungen mit ganz normalen Menschen.

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