Anna denkt nach, Anna schreibt, Miniaturen

Bauarbeiten

6. März 2020. Freitag. Aufstehen mit Wecker um sechs. Die für „zwischen halb acht und acht“ angekündigten Handwerker stehen um zwanzig vor acht auf der Matte. Der Chef verschwindet gleich wieder „kurz“, und lässt zwei junge Kerle da, die erstmal abreißen sollen. Sie gehen mit Verve, schwerem Gerät und entsprechendem Krach zu Werke. Das Haus ist binnen Minuten von Staub erfüllt. Warum habe ich keine Atemschutzmasken gehamstert? Hier wären sie mal sinnvoll. Ich versorge alle mit Kaffee und verziehe mich dann ins Obergeschoss, Tür zu, Fenster auf, Gehörschutz aufs Ohr, so lässt es sich aushalten, während neben und unter mir gestemmt und gehämmert wird.

Endlich komme ich mal zu was, denn ich habe keine Veranlassung, mein Zimmer zu verlassen. Setze also eine Seite neu auf, inklusive CMS-Installation, Übertragung von Inhlten und einigen komplizierteren Anpassungen.
Erfahre von einem Kollegen, dass ein abgetauchter Kunde sich bzw. sein Business gerade neu (er)findet. Das finde ich grundsätzlich total in Ordnung, wenn das aber bedeutet, dass Verabredungen ohne Kommunikation einfach nicht eingehalten werden und man sich tot stellt ist das schwierig. Weil ich aber weiß, wie sich das von der anderen Seite aus anfühlt, bin ich nicht allzu sauer – wenn mir alles über den Kopf wächst, neige ich auch dazu, mich zu verstecken. Nun wieder mal am eigenen Leib erlebt, wie hilfreich ein kleines Signal sein kann und sei es nur ein „geht gerade nicht, wir melden uns“.

Mittags belegte Brötchen für alle, der Handwerker-Chef kommt und geht, die beiden Jungs sind nett, der eine sehr kommunikativ, der andere sehr still. Der Kommunikative muss mittags weg, das war abgesprochen und eingeplant, der andere arbeitet mit dem Chef bis halb sieben. Am Montag muss nochmal einer kommen und etwas Kleinkram fertig machen. Das ist lustig hier, da wird nicht gefragt, „wann hätten Sie denn Zeit?“, nein, es heißt „er kommt am Montag nochmal, aber eher am Nachmittag, und dann macht er das fertig“. Wenn wir keine Zeit hätten, wird eben erwartet, dass irgendein Nachbar die Leute reinlässt, und fertig.
Es ist schon immer ein kleiner Kulturschock und schärft das Bewusstsein dafür, dass es da draußen viele Realitäten und Wahrheiten gibt.

Abends steif vom ganzen-Tag-am-Schreibtisch-Sitzen und dann noch zusammen ein knappes Stündchen grob geputzt: H. saugt Böden und Fußleisten, ich wische Türen und Türrahmen. Wir wollen den Staub wenigstens nicht noch in den bisher sauber gebliebenen Räumen verteilen. Decken, Wände, Möbel, Lampen und Spiegel sind dann nach und nach in den nächsten Tagen dran. So bekommt das Haus nach sechs Jahren mal wieder eine Grundreinigung verpasst, das ist ja auch nicht verkehrt. Frühjahrsputz!

Woran ich mich erinnern will:
Vorherige minutiöse Planung macht mir im Ernstfall vieles leichter. Und wenn ich meine Stressoren kenne und Hilfsmittel organisiere, kann sogar um mich herum das halbe Haus abgerissen werden, ohne dass ich einen Meltdown erlebe.

What I did today that could matter a year from now:
Nicht ich, aber andere: Die Hausinstallation modernisieren.

Was wichtig war:
Rückzug.
Gehörschutz.
Frischluft.
Essen und Trinken.
Freundlichkeit.
Jemand an meiner Seite, der sich kümmert.

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Ein Gedanke zu “Bauarbeiten

  1. Pingback: Start der Gartensaison | Annas Miniaturen

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