Anna denkt nach, Anna schreibt, Miniaturen

Die Sonne genießen – allein

19. März 2020. Donnerstag. Gut geschlafen, aufgestanden um Dreiviertel sieben. Die Luft riecht würzig nach feuchter Erde. Die Vögel singen.

Unser Aufenthalt im Dorf neigt sich dem Ende zu, nun kommen die Standardarbeiten wie Betten frisch beziehen, Bettwäsche waschen, aufräumen, Staub wischen, Sachen zusammenpacken.
Wir wissen ja nie genau, wann wir das nächste Mal hier sein werden, meist haben wir ja aber schon einen groben Plan. Diesmal ist alles anders, niemand kann jetzt irgendwas planen, was über die nächsten Stunden oder höchstens Tage hinausgeht. Der Plan / Wunsch wäre: Anfang Mai. Dieses Jahr. Wir werden sehen.

Vormittags Mails beantwortet und mit Mühe eine Stunde gearbeitet, aber die Konzentration ist schlecht.

Mittags Telefonat mit einer Kundin, die mir gruselige Dinge aus B. berichtet, wo Leute in zwei Extreme zu verfallen scheinen: Entweder Ganzkörperkondom und hysterisches Vermeiden, irgendetwas anzufassen (womit sie zu sympathisieren scheint), einhergehend mit aggressiver Anmache von Menschen, die sich nicht auf diese Weise „schützen“, oder völliges Ignorieren aller Anweisungen und gemütliches „Socializing“ weil „ich bin jung und gehöre nicht zur Risikogruppe;man soll sich auch nicht alles vermiesen lassen; man lebt nur einmal“.

Auch mich lockt dasherrliche Frühlingswetter nach draußen, aber ich habe das Glück, mit mindestens zehn Meter Abstand zum nächsten Menschen gemütlich in meinem Garten in der Sonne sitzen zu können. PRIVILEG!
Ich nutze es bis mir zu kühl wird, lese, beobachte Hummeln auf der Suche nach einem geeigneten Nistplatz, lausche den Vögeln, rieche die Landluft (irgendwo in der Nähe wurde heute morgen Gülle verspritzt), höre den Kindern beim Spielen und den Erwachsenen beim Rasenmähen zu. Wenn ich Glück habe, geht das morgen nochmal, dann wird wohl für sehr lange Zeit erstmal Schluss mit diesem Vergnügen sein.

Abends weiter aufräumen, putzen, Geschirr spülen. Wir machen es entspannt, verteilt über mehrere Tage. Soll ja kein Stress werden.
Ich fühle mich kränklich, schiebe es aber auf eine gewisse Erschöpfung und emotionale Überlastung.

Woran ich mich erinnern will:
In der Sonne sitzen. Frühling.

What I did today that could matter a year from now:
Abstand zu Menschen halten.

Was wichtig war:
Ausruhen.
Nachdenken.
Beruhigen.
Immer wieder die Schultern fallen lassen und atmen.
Handarbeit.
Nicht zuviel vornehmen.

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