Anna denkt nach, Anna schreibt, Miniaturen

Privilegiert

28. März 2020. Samstag. Aufgestanden um zwanzig nach sechs, nach einer wirklich gut durchgeschlafenen Nacht.
Ich bin ja momentan wieder mal von Hitzewallungen geplagt, deshalb wache ich nachts sowieso ein-, zweimal auf und liege ein paar Minuten in meiner Suppe, aber das zählt nicht, denn da schlafe ich sofort weider ein, wenn mir wieder kalt wird.

Samstag! Wochenende!
Ich habe ein sattes Arbeitsprogramm, aber ganz oben auf der Liste steht, meine gesammelten Links zu aktuellen finanziellen, materiellen und ideellen Hilfen, zu empfohlener Home-Office-Software und anderen Dingen, die in der „Corona-Krise“ (mir ist dieser Begriff zuwider, aber ich finde auch keinen besseren) helfen können, zusammenzutragen und zu sortieren. Ich hoffe, dass der Großteil meiner KundInnen sich nun einw enig sortiert hat und möchte ab nächster Woche jede(n) Einzelne(n) ansprechen: Wie es ihnen geht, wo sie stehen, ob sie Unterstützung brauchen und wenn ja, welcher Art.
Ganz nebenbei soll mir das auch einen Überblick geben, wie es bei mir geschäftlich weitergeht, wer erstmal alles storniert, wer weitermacht, wer seine Rechnungen bezahlen kann und wer nicht.

Während H. noch Getränke einkaufen geht, beginne ich bei strahlendem Sonnenschein mein Samstags-Haushaltsprogramm: Geschirr spülen, Küche aufräumen, Kühlschrank sauber machen, Wäsche waschen. H. bringt Bärlauch in solchen Mengen mit, dass wir ihn nicht gelich aufessen können: Einen Teil rühre ich in ein Paket Quark, den Großteil machen wir klein und bedecken ihn mit Olivenöl. Da werden wir uns in den nächsten Tagen immer wieder drüber freuen.

Mittags ein Stündchen hingelegt, aber nicht geschlafen, dann nach vier Wochen das erste Mal wieder „richtig“ Yoga with Adriene. Es geht auf Arme, Schultern und oberen Rücken, und das sind genau die Stellen, wo ich es brauche. Endlich fühle ich mich mal wieder richtig durchbewegt, ähnlich wie nach einer halben Stunde Gartenarbeit.

Nachmittags Steuer und Finanzplanung.
Anträge auf Steuerleichterungen gestellt (Fristverlängerung, Stundung, Herabsetzung der Höhe der Vorauszahlungen).
Bei der Corona-Hilfe für Soloselbstständige arbeiten sie bis 23 Uhr noch die Warteliste vom Freitag ab, ich komme also noch nicht an den Antrag:
„Neue Anmeldungen für die Warteschlange sind momentan nicht möglich.
Ihre Wartenummer bleibt über Nacht erhalten, ebenfalls die Reihenfolge der Warteschlangennummern. (…)
Es sind ausreichend Fördermittel vorhanden!“

Ein paar SMS an Bekannte: „Bei Dir alles ok?“
Spielen.
Internet lesen.

Draußen ist den ganzen Tag über enorm viel los, das herrliche Frühlingswetter (über 15 Grad) lockt viele nach draußen, und dabei wird der Mindestabstand meist nicht eingehalten: Zu groß ist die Begeisterung, Freunde und Bekannte wiederzusehen. Auch H. ist nicht ganz so konsequent, wie ich mir das wünsche. Warum nur haben die Leute entweder diese unrealistische Vorstellung der eigenen Unverwundbarkeit bzw. Unsterblichkeit, während der andere Teil in Keimangst und Hypochondrie verfällt? Wo sind die Vernünftigen?

Wie privilegiert ich bin, wird mir wieder bewusst, wenn ich solche Texte lese: Patricia Cammarata (aka Das Nuf): Digitalisierung ohne Herz und Verstand (dasnuf.de).
Und erst recht bei diesem: Bent Freiwald:  Häusliche Gewalt in Corona-Zeiten – „Ich kann die Kinder jetzt doch nicht hängen lassen!“ (krautreporter.de)

Ich muss mich nur um mich selbst und um meine engsten Angehörigen kümmern, die sich weitestgehend vernünftig verhalten.
DANKE!!!

Woran ich mich erinnern will:
Sammeln, sortieren, strukturieren. Welche Ruhe und Ausgeglichenheit mir das jedesmal bringt: Ich bin Herr der Lage. Zumindest soweit ich sie beeinflussen und kontrollieren kann. Ich spüre Kraft.

What I did today that could matter a year from now:
Drinnen bleiben.
Kontakt halten.
Yoga.
Hilfen beantragen.

Was wichtig war:
Rückzug.
Rumpusseln.
Haushalt.
Ordnung schaffen.

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