27. April 2020. Montag. Erst etwas unruhig, dann besser geschlafen. Aufgewacht kurz nach sieben, H. ist schon wach und liest im Bett Nachrichten auf dem Netbook. Ich setze mich mit meinem ersten Kaffee dazu, wir plaudern. Das haben wir früher regelmäßig gemacht – als er noch vor mir wach wurde. Meist hat er sich dann irgendwann an mein Bein gekuschelt und ist nochmal eingeschlafen. Aber seit Jahren bin ich lange vor ihm wach und sehe keinen Sinn darin, unbequem neben einem schlafenden Menschen im Bett zu sitzen.
Der Kopfschmerz ist besser aber nicht weg. Ich fühle mich angegriffen und krank. Fieber habe ich keins, obwohl ich das Gefühl habe, ich glühe. Es fühlt sich an wie eine Art Sonnenstich.
Ich melde mich bei den Kunden, von denen ich heute Kontaktaufnahme erwarte, prophylaktisch krank. Das verschafft Raum. Ich fühle mich sehr gestresst, ohne so richtig den Finger draufpacken zu können, wodurch genau.
Längeres Telefonat mit M., die sich gerade wieder in einer Berappelungsphase befindet. Die erste Woche mit Lockerungen ist durch, sie sieht, was nun auf absehbare Zeit geht und was wohl noch eine Weile nicht und kann sich endlich mit Diskussionen und Entwicklungen beschäftigen, die sie gar nicht tangieren (Schul- und Kitaöffnungen), das entlastet wohl auch.
Mir geht es nach dem Gespräch auch besser: Eine Sorge weniger, zumindest für den Moment. Ich lebe ja in einer permanenten Habachtstellung, immer in Erwartung, dass heute das Schicksal zuschlägt und mir wieder einen dicken Brocken Probleme vor die Füße kotzt.
Tut es dann nicht, zumindest heute nicht.
Stattdessen: Ein neues kleines Projekt einrichten, am zweiten mittelgroßen weiterarbeiten (ich will Mittwoch damit durch sein), zwischendurch duschen, Nachrichten lesen, spielen, essen, Hefeteige ansetzen (einen für Pizza, einen zum Vermehren und Wiedereinlagern von Hefe fürs nächste Backen).
Die „selbstgemachte“ Hefe stand jetzt zwei Wochen im Kühlschrank und geht sofort wieder los, sobald ihr warm genug ist. Der Teig geht nicht so stark auf wie bei gekaufter Frischhefe, das mag aber auch an der Menge liegen: In meinem selbstgemachten Hefe“würfel“ befinden sich vermutlich weit weniger Organismen als im gekauften. Für die Pizza nehme ich halb Weizen- halb Dinkelmehl. Der Teig wird geradezu seidig und geschmeidig, keine Ahnung, ob es am Mehl liegt oder an der Hefe oder daran, dass ich die Butter in der lauwarmen Milch geschmolzen hatte. Das Ergebnis ist jedenfalls lecker, das würde mir auch als Brötchen schmecken.
Nachmittags zwei Stunden hingelegt und gelesen, nur kurz geschlafen. Danach erst hochmotiviert, nach fünf Minuten am Bildschirm wieder hefigste Kopfschmerzen. Nach Entspannung, Atmen und Beruhigen geht es dasnn doch ein Stündchenmit sinnvoller Arbeit. Dann in die Küche, Pizzasoße machen und Zeug für den Belag schneiden. Es wurde eine Pizza „Mexicana“ mit süß-scharfer Tomatensoße, Paprika, Mais, Kidney-Bohnen, Feta, Champignons und Chorizo. Drüber gerieben österreichischer Bergkäse – nicht die beste Wahl, aber der war halt da und musste weg.
Noch ein wenig Familienforschung, H. kommt spät, Essen heute auf seinen vorgestrigen Wunsch ohne Fernseher. Es hilft.
Woran ich mich erinnern will:
Sonnenhut!
What I did today that could matter a year from now:
Zu Hause bleiben.
Was wichtig war:
Zu Hause bleiben.
Krank melden.
Stressfaktoren benennen.
Lösungen und Erleichterungen suchen.
Ausruhen.