23. April 2020. Donnerstag. Nachts mehrfach aufgewacht und Halsschmerzen gehabt. Hatte ich geschnarcht? Oder hat mich was angesprungen? Kränklich fühle ich mich seit Wochen immer wieder mal, schiebe das aber auf Erschöpfung. Aber Erschöpfungs-Halsschmerz? Eher nicht.
Aufgestanden um 5:45. Die Sonne scheint, und ich genieße das in vollen Zügen, es wird auch wieder andere Zeiten geben.
Es wird lauter, im Hintergrund höre ich nun schon wieder das Summen von der nahen Hauptstraße, von Autoverkehr, auch wenn er noch nicht die Vögel übertönt.
Abends sitzen auf dem Platz jetzt immer Menschen paarweise auf der Bordsteinkante. Sie haben Bier oder Wein dabei und Pizza-to-go, und ich frage mich (nicht wirklich), ob sie wohl tatsächlich jeweils „zusammen in einem Haushalt leben“ und sich deshalb ganz offiziell näher als 1,50 Meter kommen dürfen und hier nur den Abend genießen, weil sie eben keinen Balkon haben.
Auch H. berichtet nach dem Heimkommen vom abendlichen Einkauf von „fast normalen Zuständen“ draußen, sprich: Der Spielplatz ist voll (obwohl offiziell noch geschlossen), auf dem kleinen Platz stehen Grüppchen von Menschen zusammen, Horden von Kindern spielen gemeinsam, auf der Hauptstraße sind genauso viele Menschen unterwegs wie „sonst“, etwa jeder 20. trägt (auf der Straße) eine Maske.
Heute wird berichtet, dass die Fallzahlen in NRW wieder ansteigen, man vermutet, das sei die Auswirkung von Ostern, wo sich viele eben doch nicht an die Ausgangsbeschränkungen gehalten hätten.
Ich habe ein wenig Angst.
Der Schluck-Halsschmerz manifestiert sich im Laufe des Tages, ebenso ein allgemeines Krankheitsgefühl, am Nachmittag habe ich leicht erhöhte Temperatur. Ich kenne das, denn ich hatte das früher regelmäßig: Tonsillitis, auf Deutsch Mandelentzündung. Eine leichte Form diesmal, wie es scheint, denn sie lässt sich mit Lakritz, Käsepappel-Tee und Salviathymol in Schach und erträglich halten. Unangenehmer ist der Zahnschmerz, der im Laufe des Vormittags auftaucht und zum Abend hin zunimmt.
Natürlich überlege ich, wie mich das jetzt erwischen konnte, und das macht mich nachdenklich, denn es muss eine Schwachstelle in unserem Rausgeh- und Hygienekonzept geben. Ich bin geneigt, H. die „Schuld“ zu geben, weil er „das alles“ nicht so recht ernst zu nehmen scheint. Aber auch ich habe mich bei den letzten Einkaufsrunden immer mal wieder am Kinn gekratzt oder an der Stirn und sicher auch mal Nase oder Mund berührt, wenn auch ganz in Gedanken und unwillkürlich.
Und in Geschäften lassen sich in schmalen Gängen auch nicht immer 1,50m Abstand einhalten – vielleicht habe ich auch einmal nicht lange genug die Luft angehalten?
Ich mache mir keine Sorgen wegen der Mandelentzündung, die ist schlimmstenfalls ein paar Tage etwas unangenehm – aber wenn das mit deren Erregern klappt, dann selbstverständlich auch mit SARS-CoV-2…
Trotz Krankheitsgefühl versucht, heute Business as usual zu machen, also: Sachen für das neue große Projekt recherchiert und ausprobiert, am mittelgroßen Projekt weiterprogrammiert, 3 Regalfächer mit Büchern ausgeräumt und saubergemacht (Staub von etwa 10 Jahren), vor dem Fernseher ausgeruht, Yoga gemacht, gegessen, eine Mail der Lieblingskundin beantwortet, noch ein wenig programmiert, gespielt, geduscht, Nachrichten und Internet gelesen, noch ein wenig programmiert.
Abends Dokumentationen über den Iran im Fernsehen gesehen; auch hier haben sich die USA in die inneren Angelegenheiten eines Landes und damit den Verlauf der Geschichte eingemischt, wie so häufig in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Und praktisch nirgendwo ist etwas Gutes dabei herausgekommen, weder im Nahen Osten, noch in Mittel- und Südamerika oder in Ostasien. Die „Achse des Bösen“ haben sie selbst geschaffen. Und sie scheinen nicht dazuzulernen.
Woran ich mich erinnern will:
Erprobte Hausmittel und der Glauben an ihre Wirksamkeit.
What I did today that could matter a year from now:
???
Was wichtig war:
Der Verunsicherung entgegenwirken.
Ausruhen.
Weitermachen.