6. Mai 2020. Mittwoch. Unruhige Nacht durch H.s Schnarchen und Hitzewallungen. Aufgestanden um 5:45. Gefühlt ist heute Donnerstag, ich habe also wohl trotz des Ausfalls gestern immer noch einen Tag gut.
Schmerzfrei, es ist angenehm kühl, die Wohnung ist erfüllt von Freesienduft. Es gibt nichts angenehmeres und wenig, was dem nahe kommt. Auch das ein Kindheitsduft.
Ganz gut motiviert in den Tag gestartet, zum AUftakt gleich mal ein paar Mails rausgehauen und Dinge erklärt, Verzögerungen entschuldigt und insgesamt Ordnung geschaffen. Dann ein wenig gecodet (großes Projekt der Lieblingskundin), um 12:00 ein sehr spätes „Früh“stück, danach Geschirr gespült, während H. Getränke kaufen geht.
Als er danach wieder aufbricht, um rüber in sein Büro zu gehen, gehe ich mit und spaziere zum mittelgroßen Supermarkt, um noch fehlenden Kleinkram für meine Kochplanung der nächsten Tage zu besorgen.
Die Schutzmaßnahmen werden ja hier in jedem Supermarkt anders umgesetzt (die meisten haben sich damit begnügt, vor jede Kasse drei Markierungen im Abstand von ca. 1,20 m auf den Boden zu kleben, garniert mit von der Zentrale gelieferten Aufklebern oder Schildern, die darauf hinweisen „2 m Abstand“ zu halten, und kümmern sich ansonsten um nix).
In diesem Supermarkt steht von Anfang an ein Sicherheitsmensch, der jeden Wagen entgegennimmt, den Griff mit Desinfektionsmitel abwischt und ihn dem nächsten Kunden Chip-los in die Hand drückt. Sind nicht mehr genug Wagen da, muss man (draußen) warten. Das klappt gut und vermittelt ein Gefühl der Sicherheit – nicht wegen des Desinfektionsmittels, sondern weil man den Eindruck hat, hier wurde nachgedacht, ein Konzept entwickelt und konsequent verfolgt und nicht jeden Tag alles anders gemacht, nur weil heute der Chef da ist oder nicht oder einen doofen Tag hat oder Kanzler werden will.
Im Laden geht es entspannt zu, und es ist wirklich der einzige Supermarkt, wo sich die Kunden nach Möglichkeit aus dem Weg gehen, selbstständig Gänge frei machen, aufeinander warten, ausweichen und nicht vor dem Joghurt-Regal campieren, um Mails zu lesen, die Lottozahlen zu überprüfen oder ein neues Musikstück auf dem Smartphone auszuwählen. Es ist seltsam, und ich frage mich, ob das nicht an dem Mann am Eingang liegt, der stoisch seit Wochen mit seinem Läppchen zugange ist.
Zu Hause weitere Mails beantworten, Einkäufe wegräumen, Nachrichten lesen, spielen, eine Kleinigkeit essen, lesen.
Dann in die Küche zum Backen und Kochen: Rhabarberkuchen mit Nuss-Streuseln und Spinatstrudel mit Champignons und Feta.
Der Fernseher bleibt aus, statdessen gibt es zum Aperitif selbstgemachte Maibowle und zum Essen eine Kerze.
H. ist etwas gestresst zu Zeit, der braucht ein bisschen Quality Time und Aufmerksamkeit.
Noch lange über den Horrorkunden von vor zwei Jahren gesprochen, der mir immer noch eine erkleckliche Summe Geld schuldet. Der wird jetzt geknackt.
Woran ich mich erinnern will:
Jeden Tag rausgehen macht unheimlich müde. Man muss auch das richtiggehend trainieren.
What I did today that could matter a year from now:
Rausgehen.
Was wichtig war:
Rausgehen.
Reden, wo man sonst lächelt, denn das sehen die anderen ja momentan nicht.
Kochen und backen.