Anna denkt nach, Anna schreibt, Miniaturen

Anstrengend sind immer die anderen

14. Mai 2020. Donnerstag. Schon beim ersten Aufwachen noch vor dem Öffnen der Augen ein schneller mentaler Durchgang: Was ist heute für ein Tag? Was steht an? Irgendwas Schlimmes? Oder Anstrengendes? Termine? Deadlines? Gespräche? Will jemand was von mir? Nein? Gut. Der Puls normalisiert sich, der Adrenalinspiegel sinkt. Ich bin Jeden. Verdammten. Morgen. in den ersten Sekunden in einem Schreckzustand: Fight or Flight? Oder doch besser tot stellen? Kein Wunder, dass ich mich gestresst fühle.

Aufgewacht um fünf, aber noch etwas liegengeblieben. Aufgestanden kurz vor halb sechs. Wolken, die sich mit dem Sonnenaufgang auflösen. Die Luft ist noch kühl, aber nicht mehr so eisig wie in den letzten Tagen. Hört man in den letzten Tagen Leute auf der Straße, fällt auf, dass der Ton rauher und angespannt ist: Es wird mehr geschimpft, mehr angeschrieen, mehr gestritten. Es gibt auch wieder mehr schreiende Kleinkinder. Oder fällt das nur auf, weil einfach wieder mehr Menschen unterwegs sind und die allgemeine Sonntags-Ruhe des Lockdown vorbei ist?

Ich bin halb motiviert zur Arbeit, halb denke ich Warum nicht einfach frei machen heute? Ich mache es dann auch so, folge meiner inneren Stimme, die abwechselnd nach geistiger Anregung und stupidem Abarbeiten von Aufgaben verlangt, nach körperlicher Aktivität und nach Ruhe.

Begonnen mit meinem derzeitigen privaten Projekt. Das Eintauchen in die Geschichte tut gut und rückt ein paar Dinge wieder an seinen Platz. Man nimmt sich selbst ein bisschen weniger wichtig, wenn man sich in Zeit und Raum umschaut.

Gehe mittags zum Discounter, ein kleiner Spaziergang in der Sonne unter den duftenden blühenden Bäumchen hindurch, die nur in dieser Straße auf diesem Grundstück wachsen.

Es ist leer im Laden, alle verhalten sich vernünftig, das Ausweichen läuft automatisch außer bei denjenigen, die „ein Zeichen“ setzen wollen und einen provokant auffordernd anschauen: Sag nur was, damit ich meine geistige Gülle über Dir ausschütten kann! Aber ich sage nichts, sondern weiche einfach aus, drehe mich dabei auch gerne mit dem Gesicht oder dem ganzen Körper weg, verweigere Augenkontakt und Kommunikation sowieso, will keinen Anlass bieten für den Müll, der aus diesen Köpfen herauswill und der doch auch nur Ausdruck von Unsicherheit und Verzweiflung ist.

Aber ich mag es nicht, wenn Menschen ihre eigene Verzweiflung unreflektiert auf anderer Leute Kosten ausleben, mag nicht der Funke sein, der ihr inneres Dynamit entzündet, damit sie sich echauffieren oder abreagieren und wieder für ein paar Minuten oder Stunden besser fühlen können. Ich denke über mich und meine Befindlichkeiten nach und bemühe mich, meine Probleme zu bewältigen, ohne dabei andere anzustrengen oder zu überlasten oder zu verletzen – und das erwarte ich auch von anderen Menschen.

Am meisten an der Pandemie strengen mich die Menschen an, die mit ihrem Innenleben nicht klar kommen und keinen anderen Weg wissen, als andere auf die eine oder andere Weise unreflektiert zu belästigen.

Ich kaufe weißen und grünen Spargel, das gibt mindestens drei Essen, also kommen wir mit dem, was wir schon geplant haben, kochtechnisch bis zum Feiertag, das ist schön. Dann muss H. nur mal zwischendurch Getränke besorgen, ansonsten müssen wir nicht raus. Wir können natürlich, aber wir müssen nicht. Sehr beruhigend.

Mittags gelesen und etwas geschlafen, aber ich war nicht so erschöpft, dass der Kopf nicht mehr funktioniert, also auch etwas gearbeitet. Ein kleineres Projekt vielleicht, hoffentlich, endlich weitestgehend abgeschlossen, ein weiteres mittelgroßes nochmal ein Stück vorangebracht. Keine Nachrichten bezüglich des großen haarigen Updates, das ist mir heute auch ganz recht gewesen.

Yoga.

Gespielt, Internet gelesen.

Abends im Fernsehen Star Trek – Der Film, zum Abendbrot geräucherte Pfeffermakrele, Kartoffelsalat, Baguette. Ein Sommeressen, das eigentlich für unseren „Wandertag“ am Donnerstag geplant gewesen war, aber wer weiß, wann wir den nachholen können, und der Fisch musste weg.

Woran ich mich erinnern will:
Vielfalt, Abwechslung, lernen, reflektieren, bewegen, ausruhen. Eine gute Mischung.

What I did today that could matter a year from now:
Rausgehen.
Yoga.

Was wichtig war:
Lesen.
Schlafen.
Bewegen.
Ruhe.
Wenig Kontakt.
FReiheit.

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