3. Juni 2020. Mittwoch. Ein Mittwoch, der sich dank Feiertag wie Dienstag anfühlt. Aufgewacht kurz nach fünf, aufgestanden um halb sechs. Die Sonne scheint, aber Vögel sind kaum zu hören, nur eine gurrende Taube und ein paar Spatzen. Was wissen sie, was wir nicht wissen?
Feuchte Luft. Husten. Wirklich früh dieses Jahr.
„Building up strength“ – das Mantra trägt mich durch den Tag. Ich muss aufpassen, es nicht zu überstrapazieren (überzustrapazieren?). Worum geht es mir damit überhaupt? Ich merke, dass dem eher ein Gefühl zugrundeliegt als fassbare Ziele. Das ist gut, weil mich im Grunde auch nur das Gefühl motiviert und nicht das Wissen, jetzt xy mehr oder besser oder schneller zu schaffen als noch vor einer Woche oder einem Monat.
Das Gefühl: Machen. Durchhalten. Mehr machen. Jetzt nicht aufhören. Sachen wegschaffen. Den Körper ein wenig stressen. Aushalten. Nicht der Faulheit nachgeben. Aktion statt Reaktion.
Solche Dinge.
Morgens ein wenig per Mail rumgepöbelt weil wieder jemand händeringend ganz dringend von mir ein Angebot brauchte und sich dann zwei Monate nicht meldet, nur wenn ich nachhake, dann aber mit Ausflüchten und Ausreden. Bei Fremden akzeptiere ich das noch zähneknirschend, sie wissen vielleicht nicht, wie sie eine Absage formulieren sollen (wobei man das als Unternehmer auch einfach gefälligst mal lernen kann), aber bei Leuten, mit denen ich seit Jahren ganz gut bei verschiedenen Projekten zusammenarbeite? Leute, die, wenn sie die Projektleitung innehaben, mich kritisieren, wenn ich nicht mindestens wöchentlich einen Statusbericht abliefere? Nö, sorry Jungs (denn es sind in meinem Fall zu 90 Prozent Männer, die sich so verhalten), so nicht.
Dann viel am neuen Projekt der Lieblingskundin gearbeitet. Es ist wieder so eins, wo der Teufel im Detail steckt und bei dem ich wohl draufzahlen werde. Ich muss da mal meine Zahlen auswerten und mit ihr über eine Preiserhöhung reden.
Mittags mit H. mitgegangen und eine kleine Runde um den Block gedreht. Anderthalb Kilometer in 40 Minuten, ich gehe langsam, bleibe oft stehen, schaue, fotografiere. Zehn Minuten habe ich wohl auch auf einer Bank gesessen. Aber das waren 40 Minuten in der Sonne, und darum ging es mir: mich an Sonne zu gewöhnen, bevor wir ins Dorf fahren, denn da werde ich hoffentlich viel draußen sein, und ich will nicht gleich einen Kollaps kriegen.
Wäsche waschen. Yoga. Weiter am Projekt der Lieblingskundin arbeiten. Erdbeeren essen. Ein paar Kurzfilme beim We Are One Online-Filmfestival anschauen. Kleinigkeiten und Planung am derzeitigen Großprojekt eines anderen Kunden. Arbeitszeiten in die Projektverwaltung eintragen.
Abends ausgiebig gekocht: Murgh Makhani. Lecker, aber für mich anstrengend zu kochen, weil viele einzelne Schrittchen nacheinander abzuarbeiten sind, immer mit etwas Pause dazwischen: Erst ein Gewürz mischen, dann eine Paste herstellen, dann Huhn einmal und nochmal anders marinieren, dann nach und nach eine Tomatensoße zusammenschmurgeln, dann pürieren, dann alles mischen, dann nochmal köcheln lassen – ich koche lieber Gerichte, bei denen mehrere Sachen parallel laufen: Während das eine Ding schmurgelt, kann ich das zweite vorbereiten und das dritte abschmecken. Hier aber arbeitet man Schritt für Schritt nacheinander ab und dazwischen hängt man rum. Das verleitet mich dann immer dazu, ins andere Zimmer an den Rechner zu gehen, weil ich den Leerlauf schlecht aushalten und auch nicht gut so lange stehen kann. Dann versacke ich dort aber, während in der Küche irgendwas anbrennt.
Im Fernsehen Die Hölle von Claude Chabrol. Beklemmend. Danach French Connection II. Ich finde es ermüdend, dem Süchtigmachen und dem Kalten Entzug zuzuschauen, obwohl es natürlich toll gespielt und überhaupt zu der Zeit eine Sensation ist, so etwas zu zeigen.
Woran ich mich erinnern will:
In der Sonne auf der Bank am Springbrunnen sitzen
What I did today that could matter a year from now:
Bewegung.
Routinen einüben.
Meinen Standpunkt vertreten.
Was wichtig war:
Rausgehen.
Sonne.
Yoga.
Dranbleiben.
Machen.
Abwechslung.