Anna denkt nach, Anna schreibt, Miniaturen

Marktgeschehen

5. Juni 2020. Freitag. Aufgestanden kurz vor sechs. Es war eine etwas unruhige Nacht, weil H. gestern Abend noch zu sich gegangen ist. Allein schlafen macht mir an und für sich nichts aus, aber das Unterbewusstsein reagiert doch, vor allem, wenn es unerwartet kommt, und so wachte ich etwa jede Stunde mal kurz auf. Heftigste Hitzewallungen.
Es hat noch eine Weile geregnet in der Nacht, morgens ist es grau und viel dunkler als sonst um diese Zeit, aber trocken. Nur die Spatzen und die Mauersegler sind jetzt zu hören, die Amseln, Tauben und Meisen haben keinen Grund mehr zu singen.
Nachmittags kommt die Sonne raus, abends regnet es wieder etwas.

Vormittags Orga-Kram und Planung.

Mittags zum Markt, das hätte ich besser bleiben lassen. Er war vor ein paar Wochen schon mal wegen Überfüllung vom Ordnungsamt geschlossen worden, aber geändert hat sich anscheinend nicht besonders viel. Die Einlasskontrolle besteht aus ein paar Absperrgittern, an denen gelangweilte Security-Typen herumsitzen, die darauf warten, dass ein Kumpel zum Quatschen vorbeikommt. Es wird nicht erkennbar gezählt (wie auch, bei mehreren Eingängen, die nicht in Sichtweite voneinander sind), und auch nicht auf die Einhaltung der Maskenpflicht geschaut.

Abstandhalten unmöglich, die Stände stehen viel zu dicht nebeneinander und gegenüber, Masken tragen höchsten ein Drittel der Marktbesucher, Händler gar nicht (müssen sie auch nicht). Überall Zettel „1,5m Abstand!“, aber wenn man den einhalten würde, stände man im Durchgang oder am Nachbarstand.

Bei manchen Gemüsehändlern bekommt man eine Plastiktüte in die Hand gedrückt zur Selbstbedienung. Gut, im Supermarkt weiß ich auch nicht, wer vorher im Gemüse herumgegrabbelt hat, aber hier graust’s mich noch mehr, vermutlich wegen des allgemeinen Gefühls von Beengtheit und Gedränge. Da potenziert sich im Kopf auch die Zahl der potentiellen Gemüsegrabbler. Ich lasse mir also Kartoffeln abwiegen (die werden ohnehin ein paar Tage nicht angefasst und dann geschält), picke mir mit spitzen Fingern ein Schälchen Erdbeeren aus der Auslage und sehe zu, dass ich da weg komme.

Auf dem Heimweg vor dem Supermarkt eine Schlange von fünf Leuten, die brav im Abstand von zwei Metern zueinander warten, bis einer der fünfzehn Einkaufswagen frei ist und sie hineindürfen. Sorry Markt, aber mein Gemüse kaufe ich demnächst wieder woanders.

Nachmittags dann doch sehr erschöpft von diesem „Ausflug“ und wenig motiviert, außerdem knochenmüde. Hingelegt, gelesen, wohl auch etwas geschlafen, aber es reicht alles nicht, ich bin durch. Heute kein Yoga, kaum Haushalt, nur abhängen, Internet lesen, spielen, essen, etwas schreiben.
Zwei Kleinigkeiten für Kunden erledigt, aber nur, weil ich sie für heute zugesagt hatte. Geschirr.
Und jetzt: Feierabend.

Zum Abendbrot Bratwurst (grobe fränkische und Merguez), dazu Food-Save-Salat (den ich durch ein Bad in Zuckerwasser wieder ordentlich aufpeppen konnte) und geröstetes Körnerbrot mit Knoblauch.

Woran ich mich erinnern will:
Die Katze im Fenster der Galerie, die einen perfekt aus dem Augenwinkel nicht-anschauen kann.

What I did today that could matter a year from now:
Rausgehen.
Ins Gedränge.
Mit Maske.

Was wichtig war:
Rausgehen.
Stick to the plan.
Change the plan.
Immer dranbleiben und ständig neu hinterfragen: Stimmt das noch? Was ist jetzt richtig?

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