7. Juni 2020. Sonntag. Die erste Woche schon wieder rum.
Aufgestanden um halb sechs. Die Sonne scheint, ich habe Lust auf einen Spaziergang. Als ich eine Stunde später soweit bin loszugehen, hat es sich wieder zugezogen.
Egal, ich drehe meine Runde, 3,5 Kilometer. Nicht besonders viel, aber von 0 auf 100 geht eben auch nicht. Steady, steady, Babyschritte. Der Kiez ist ruhig, mir begegnen nur ein paar Frühaufsteherinnen mit ihren Hunden und vereinzelte Papis, die mit dem Nachwuchs Brötchen holen gehen.
Beim Lieblingsbäcker Brötchen geholt, dort keine Papis. Angenehm, denn die Papis hier im Kiez sind immer so demonstrativ Papi, und das strengt mich an, denn weder interessiere ich mich für ihre Blagen, noch für ihr Papi-Sein.
Anderthalb Stunden unterwegs, der Rücken macht nicht ohne Murren aber doch gut mit. Zu Hause dann stechende Kopf- und Nackenschmerzen. Da war doch gar keine Sonne?!
Gedanken unterwegs:
Die letzten 20 Jahre waren der Hammer, es ging Schlag auf Schlag: 911, Al Qaida, Arabischer Frühling, IS, Syrienkrieg, Islamistischer Terror, Kriegsflüchtlinge, Rechtsterrorismus, Klima, Corona, Rassismus. Gefühlt erhöht sich die Schlagzahl permanent. Fliegt nur mir der Kopf weg dabei?
Spätes Frühstück mit H., dann hinlegen und versuchen zu schlafen. ich nicke nur immer wieder weg, schrecke hoch, döse ein, schrecke hoch – das bringt nichts, also aufstehen. Zu müde, etwas Sinnvolles zu machen. Kopfschmerzen. Zerschlagen. Exzessives Skin Picking.
H. geht nochmal rüber zu sich.
Also aufräumen, aufräumen geht immer: Mailbox, Festplatte, Browsertabs. Fots bearbeiten. Filme sichern. Spielen. Geld ans Finanzamt überweisen.
Schließlich doch noch eine Stunde arbeiten, das schlechte Gewissen ist zu groß. Es geht mühsam, aber es geht, aber auch ncht länger als eine Stunde. Ausgepowert. Brei im Kopf.
Nochmal lesen und dösen. H. kommt erst nach acht, er hatte noch mit dem Freund in V. telefoniert und ist frustriert. Man hatte vor Jahresfrist ebschlossen, miteinander an Musikstücken zu arbeiten, und das Projekt löst sich gerade in Wohlgefallen auf, weil der Freund komplett andere Erwartungen und keine Herangehensweise hat. Seine ganze komplizierte Neurotizität tritt gerade zutage, und H. nimmt die offenbar zum ersten Mal richtig wahr. Es verwirrt ihn, lässt ihn zweifeln, macht ihn traurig. Entzauberung eines Jugendfreundes.
Wir sitzen lange und reden, dann spätes Abendbrot (Grillsteak mit Salat und Ciabatta), dann The Hateful 8 von Quentin Tarantino auf ARTE.
Woran ich mich erinnern will:
Gehen und schauen.
What I did today that could matter a year from now:
?
Was wichtig war:
Rausgehen.
Bewegung.
Versuch mich zu erholen.
Einsehen, dass es so nicht geht.
Wenn nur die verdammten Kopfschmerzen nicht wären!