Anna denkt nach, Anna schreibt, Miniaturen

Eiskaffee auf dem Friedhof

17. Juni 2020. Mittwoch. 17. Juni – da war mal was.
Aufgestanden kurz nach sechs. Die Sonne scheint. Sommer in Berlin. Warum muss ich jetzt wegfahren?

Die Arbeitswut lässt etwas nach, aber heute ist auch ein Außer-Haus-Tag, da bleibt dann nicht viel Energie für anderes.
Um elf bin ich mit M. verabredet, wir besuchen ein kleines Café, das sich neben einem Blumenladen in einem Gebäude am Eingang eines Friedhofs niedergelassen hat. Hinter dem Gebäude befindet sich eine kleine Terrasse, dort stehen Tische und Stühle unter schönen roten Sonnenschirmen, und man schaut ins Grün, lauscht den Vögeln, beobachtet Eichhörnchen, auch eine graue Katze stromert herum, und die vereinzelten Grabsteine im Grün stören überhaupt nicht. Und wer weiß, vielleicht finden einige der hier Bestatteten das vielleicht auch ganz schön: Ein wenig Leben (haha), junge Menschen, die das Sommerwetter genießen, plaudern, lachen.

Heiß ist es, viel heißer als die angekündigten 28 Grad, eher so 32, gefühlt. Zum ersten Mal trage ich auch auf der Straße Maske, es sind einfach zu viele Menschen unterwegs, und die sind alle zu blöd zum Abstandhalten und überhaupt im Schnitt eher jung, und wer weiß, was die so in ihrer Freizeit machen, demonstrieren oder Coronaparties feiern oder was weiß ich.  Und es werden gefühlt ja auch wieder mehr Infektionen, gerade haben sie gar nicht weit von uns einen kompletten Häuserblock unter Quarantäne gestellt, und nee, ich brauche diese Krankheit nicht.

Ein bisschen Arbeit war auch, etwas Kleinkram und eine Sache, die der Lieblingskundin am Herzen liegt, und eine Mini-Datenbankauswertung und eine Mini-Übersetzung einer Textänderung, für die sich der Kunde so umständlich anstellt, dass wir in der Zeit, bis er sich entschieden hat, schon drei Übersetzungen mit DeepL angefertigt haben, was ja angeblich selbst von Übersetzern gern mal für die Grobarbeit genutzt wird. Für unsere zwei Sätze wird es reichen.

Internet lesen, spielen, duschen, dabei die Dusche putzen, mit H. sitzen und nochmal über die Baumaterialbeschaffungsliste reden. Dann schickt er endlich die Bestellung los, und nun hoffe ich nur, dass es da keine Probleme gibt, die weitere Absprachen erfordern.

Dann etwas unleidlich: Zu müde zur Arbeit, zu wach zum aufhören, zu lustlos zum weiteren Putzen. Was hilft? Ein neues Projekt. Ein neues Projekt hilft immer, gegen jeden Weltschmerz, jede Blockade, jede Zumutung des Lebens.

Diesmal wird es ein arbeitsrelevantes Projekt, eine Wissenssammlung zu einem für mich neuen beruflichen Thema, an dem ich jetzt schon seit Ende letzten Jahres knabbere, wie ich das in den Griff bekomme. Es gibt da sehr viel Wissen zu erwerben, dieses Wissen ist schwer zu strukturieren, und es kommt noch ständig neues Wissen hinzu, weil das Thema in meiner Branche noch sehr in Entwicklung begriffen ist. Ich habe darüber nachgedacht, eine Art Wiki zu erstellen, aber das ist mir zu aufwändig, zu klumpig in der Handhabung. ich liebe es, Wikis zu benutzen, aber die Erstellung mit diesen ganzen Verlinkungen ist mir zuviel Arbeit. Ich will die Informationen haben und nicht ein Drittel der Zeit damit beschäftigt sein, Querverbindungen zu erstellen.
So wird es also eine Art Blog mit Beiträgen, die ich erstellen kann, wie ich eben über Informationen stolpere, und statischen Seiten, auf denen ich dann Wissen zu bestimmten Themen zusammentragen kann.

Abends nichts im Fernsehen, das Gesabbel geht uns beiden auf die Nerven, also unterhalten wir uns lieber allein.
Zum Abendbrot den Rest Chicoree und Bulgur mit einem neuen, anders gewürzten Halloumi.

Woran ich mich erinnern will:
In der Sonne im noch frischen Grün sitzen, dazu Eiskaffee. Sommer!

What I did today that could matter a year from now:
Die Wissenssammlung starten.
Maske tragen.

Was wichtig war:
Rausgehen.
Leuten begegnen.
Kontakt.
Kommunikation.
Sorgloses Geplänkel.
Ausruhen.
Nicht hängenlassen.

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