28. Dezember 2020. Montag. Wach um halb fünf, der Kopf legt sofort los. Die Augen sind aber noch müde, also noch ein Ründchen gedöst bis halb sechs.
Der Kopf möchte weiter familienforschen, dagegen habe ich nichts, also raus und an den Rechner.
Zwischendrin beim Frühstück rasseln H. und ich kurz aneinander. Er hat so eine Art, wenn es ihm nicht gut geht, die grenzt an Gaslightning: Wir planen etwas, zum Beispiel, was wir essen, einkaufen oder unternehmen wollen. Ich schlage etwas vor und er antwortet auf alles, was ich sage mit einem Einwand: „Aber das ist dann wieder… (je nach Thema: anstrengend, umständlich, zu fett, zu schwer, zu teuer)“. Ich schlage also etwas anderes vor, es passiert dasselbe. Wenn ich ihn auf sein Verhalten hinweise, streitet er es vehement ab und versucht mir den Schwarzen Peter zuzuschieben: Das bildest Du Dir ein, Du bist zu empfindlich, Du lässt mich nicht ausreden.
Beispiel heute: Was wollen wir Silvester essen?
Ich: Wir haben doch vor Jahren mal ein Raclette-Gerät geschenkt bekommen, wollen wir das nicht mal ausprobieren? (Ich weiß, dass er Raclette im Prinzip mag.)
H: Ja, können wir machen, aber da haben wir überhaupt was dafür?
Ich: So viel braucht man ja nicht, ein paar Kartoffeln können wir besorgen, eingelegtes Gemüse haben wir, fehlt eigentlich nur der richtige Käse.
H: Wir wollen doch aber heute nicht einkaufen!
Ich: Müssen wir ja nicht heute kaufen, bis Silvester sind ja noch ein paar Tage.
H: Aber an Silvester oder dem Tag davor sollten wir auch nicht einkaufen gehen, da sind die Läden bestimmt voll!
Ich: Na, irgendwann müssen wir aber nochmal in einen Laden, wann würdest Du das denn am besten machen?
H: Na morgen zum Beispiel, wir brauchen ja auch Getränke. Aber ich wollte in den kleinen Supermarkt gehen, und ob die den richtigen Käse haben…
Und so geht es weiter: Fleisch oder keins („dann riecht das Wohnzimmer tagelang, wenn man dort brät“), wie groß ist das Gerät („ich kann nicht drei Pfännchen gleichzeitig überwachen, dann komme ich ja nicht zum Essen“), Tomaten ins Pfännchen oder nicht („das haut durch, das ist unverträglich“), überhaupt Raclette („ist ja lecker, aber der Stromverbrauch“), was denn sonst? („Nee, nee, ist ja schon im Prinzip eine gute Idee“)
Ich bleibe erstaunlich ruhig, aber dieses sinnlose Hickhack weckt meine Post-Feiertags-Erschöpfungs-Depression, und die zieht mich den Rest des Tages runter, obwohl ich sogar rausgehe (zum Discounter), eine nette Kurzbegegnung mit Bekannten vor dem Spätkauf habe, lecker mittagesse und es mir auch sonst gut gehen lasse. Die graue Wolke hängt über mir.
Nachmittags lege ich mich hin und versuche, das aus dem System herauszuschlafen.
Nach drei Stunden bin ich zermürbt, fühle mich aber etwas besser.
P. ruft an, ihm ging es heute genauso. Winterschlafmodus.
Geschirr spülen, etwas aufräumen, ich bin schon wieder hundemüde. Nur noch bis zum Essen durchhalten…
H. macht Nudeln mit einer Soße, wie ich sie in Malta kennengelernt habe: Tomaten mit eingelegten Oliven und Kapern, sehr lecker.
Im Fernsehen Dokus über den Erdboden als Lebensraum.
Woran ich mich erinnern will:
Je mehr Du powerst, desto größer die Erschöpfung, selbst wenn es Dir beim Powern gar nicht so schlimm erschien.
What I did today that could matter a year from now:
Rausgehen.
Was wichtig war:
Ruhig bleiben.
Nicht provozieren lassen.
Rausgehen.
Frei machen.
Nur tun, worauf ich Lust hatte.
Begegnungsnotizen:
H (Haushaltsmitglied).
Passanten auf der Straße (größtenteils ohne Maske und mit wenig Abstand), Kund:innen und Personal im Supermarkt (Maske, Abstand, Spuckschutz).