Anna denkt nach, Anna schreibt, Miniaturen

Der zwanzigste Tag im Danach: Erschöpfung

15. Februar 2021. Montag. Bis halb zwei fern gesehen, dabei nur jeweils wenige Minuten eingedöst. Dann eine Stunde bei eingeschaltetem Licht geschlafen, dann nochmal ohne Licht bis fünf. Klo. Nochmal eingedöst bis sechs. Bei gutem Willen also viereinhalb Stunden.

Weil der Rücken gestern Abend wirklich arg war, wieder in H.s Bett geschlafen, um zu schauen, ob das Bett mit Schuld ist (im Haus merke ich die zu weiche Matratze deutlich). Heute Morgen ging es tatsächlich besser. Zufall? Ich werde es ein paar Tage ausprobieren.

* * * * *

Ich beantworte etliche Mails, die von wohlmeinenden Menschen am Wochenende angekommen sind. Das Schreiben tut gut.

Im Herzen habe ich jetzt eine Grund-Traurigkeit. Zum Glück scheint draußen die Sonne.

Immer noch Chaos im Kopf: All die täglichen Herausforderungen, Anforderungen, Erschwernisse. Nicht wissen, woher und wohin, geschweige denn, wie. So glücklich, wenn ich in irgendeinem kleinen Bereich einfach funktionieren kann, noch größeres Glück, wenn ich „wie gewohnt“ funktionieren kann.

Mails an Anwälte wegen der Krankenkassen-Geschichte. Ich hoffe, der Schwager übernimmt die Telefonate. Ich mag nicht mehr.

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Der Rücken ist ganz schön angeschlagen. Die kleine Runde (H.s Briefkasten, Briefkasten am Platz, kleiner Supermarkt) schaffe ich nur mit drei Sitzpausen zwischendurch und unter heftigen Schmerzen. Ich gebe dem jetzt 2-3 Tage mit Wärmesalbe, Entspannung und leichten Dehnübungen, dann muss ein Arzt ran.

* * * * *

Weiß nicht, wohin mit mir. Bin müde, aber kann nicht schlafen. Möchte lesen, aber weiß nicht was. Bin einsam, aber Stimmen nerven. Habe Hunger, aber auf nichts Appetit. Bin unruhig, aber mag mich nicht bewegen. Habe Sehnsucht nach Ruhe und Erholung, aber weiß nicht, wie ich sie bekommen kann. Für Meditation oder Yoga bin ich zu nervös. Meine Bücher nerven. Möchte niemanden hören oder sehen.
Was tun?

Ich sehe fern. „In Therapie“ in der ARTE-App. Einschlafhilfe. Die Augen fallen zu, aber ich will, kann mich jetzt nicht fallen lassen. Will nicht schlafen, darf nicht schlafen. Warum? Wovor habe ich Angst? Vor welchen Traum-Bildern?

Bin müde. Taub. Mag nicht. Nichts fühlen, nichts denken.

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Yoga with Adriene for Sciatica (YouTube-Link). Spezielle Übungen für Ischias-Schmerz. Es geht erstaunlich gut, ich habe praktisch keine Schmerzen. Hinterher fühlt sich alles durchbewegt und erschöpft an, und ich gehe nur etwas krumm.

Telefoniere mit dem Schwager und mit M. Der Schwager hat am Mittwoch einen Telefontermin mit einer Anwaltskanzlei. Fragt scherzhaft, in welches Wellness-Hotel sie mich denn verfrachten sollen. „In eins, aus dem ich nie wieder raus muss,“ antworte ich nur halb im Scherz. Ich bin so unglaublich müde…
M. ist etwas zickig, aber ich gehe dem nicht weiter nach. Ich glaube, sie ist eifersüchtig auf meine vielen Kontakte, obwohl die größtenteils ja nicht mein Verdienst sind, sondern ich sie H. verdanke.

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Die Lieblingskundin sendet die Nachricht vom plötzlichen Tod des Lieblingslehrers ihres Sohnes. Beim Joggen zusammengebrochen, tot. Herz. Mit 28 Jahren. Was ist das für ein Teufelsjahr?

* * * * *

Keine Kraft mehr zum Kochen, es gibt nochmal Thai-Suppe aus der Dose, dazu frisches Brot. Morgen wird gekocht.
Der Rücken fühlt sich gut an, die Schmerzen sind anders und weniger. Veränderung ist gut.

Eigentlich sollte ich Briefe schreiben, die ich den Karten beilegen kann. H. würde das jetzt abends machen, dann morgen Vormittag ausdrucken und wegschicken. Oder er hätte es schon am Wochenende erledigt. Ich bin zu müde, ich kann abends noch weniger denken als tagsüber.

Im Fernsehen Inspector Barnaby. Einschlafhilfe.

Woran ich mich erinnern will:
Das Gefühl von warmer Beweglichkeit nach dem Yoga.

What I did today that could matter a year from now:
.

Was wichtig war:
Rausgehen.
Langsam machen.
Pausen.
Schnee.
Weitermachen.
Im Gespräch bleiben.
Mir selbst das Traurig- und Müdesein erlauben.

Begegnungsnotizen:
Menschen auf der Straße und im kleinen Supermarkt.

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