Anna denkt nach, Anna schreibt, Miniaturen

Der sechsundachzigste Tag im Danach: Es geht weiter

Aus tiefer Traurigkeit zurück zu gewisser Zuversicht finden – durch einen Anruf. Eine Bauchschmerz-Arbeit erledigt. Sehr einsam gefühlt.

22. April 2021. Donnerstag. Aufgestanden um sechs; die Nacht war ganz ok, allerdings hatte ich beim frühmorgendlichen Aufwachen dumme Gedanken in Bezug auf die Wohnungsauflösung.

Morgens kurz mit M. telefoniert, die mir das Ergebnis irgendwelcher Gespräche mit Ärzten und Schwestern gestern Abend mitteilen will. Sie redet nach wie vor sehr wirr durcheinander, weiß nicht, was sie einem erzählt hat, lässt Wichtiges aus und regt sich dann auf, wenn ich nicht verstehe, worauf sie hinauswill. Es geht aber, ich werde halbwegs schlau draus.

Eine halbe Stunde Änderungswünsche der Lieblingskundin einarbeiten, danach ein 45-Minuten-Telefonat mit ihr, dann nochmal 40 Minuten Fehlersuche bei einem Projekt eines anderen Kunden.

Von halb elf bis halb eins drehe ich eine Runde: Briefkasten (Briefe von P. einwerfen), Büroladen (Paket an P. abschicken), Einkaufen (Getränke für den Entrümpler, die ZEIT für M.), in H.s Wohnung, von dort P. anrufen und Paket ankündigen, dann dort Geschirr spülen und wegsortieren (dabei Etliches für mich beiseitelegen – es fängt wieder an dass ich mich schlecht trennen kann…), saugen, den Kühlschrank abtauen, Zettel an die Sachen kleben, die noch zu mir kommen sollen.

Wieder zu Hause habe ich eine Stunde Zeit, bevor ich einen Fernwartungstermin mit einer langjährigen Kundin von H. habe. In der Zeit esse ich eine Kleinigkeit, packe die Taschen aus und schreibe ein wenig.

Der Fernwartungstermin läuft glatt, kostet mich aber viel Konzentration und Kraft; danach bin ich ziemlich erledigt.
Ich zahle H.s Stromrechnung, höre den AB ab, telefoniere mit H.s Freund MW, chatte mit Freundin B. und schreibe eine Rechnung.

Kurz nach fünf breche ich auf zum Friedhof, der blühende Baum ruft.
Es ist wieder wunderschön, aber auf dem Rückweg denke ich viel an H., versuche auch, mit ihm zu sprechen, und werde sehr traurig, so dass mir die Tränen kommen.

Wieder zu Hause bekomme ich einen Anruf von J., dem Entrümpler, der sofort wieder meine Laune umdreht: Es geht weiter! Ich hatte ja schon Angst, weil ich die ganze Woche nichts von ihm gehört hatte, hatte mich aber damit getröstet, dass er ja sagte, er habe bis heute einen Job, würde meins aber nächste Woche problemlos schaffen.
Nun von ihm zu hören und etwas für morgen auszumachen, erleichterte mich doch ungemein.

Das Telefonat mit M. läuft wieder sehr einseitig, ich bekomme jedes Detail erzählt, für eine Frage, wie denn eigentlich mein Tag war, bleibt dann keine Zeit oder Kraft mehr. Heute habe ich aber auch keine Lust, von mir aus zu erzählen, dafür war meine Grundstimmung zu traurig.

Zum Abendbrot Nudeln mit Zwiebeln und Käse; den Spargel hebe ich fürs Wochenende auf.

* * * * *

Woran ich mich erinnern will:
Wenn nach lauter Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit plötzlich doch wieder ein Lichtstreif auftaucht – einfach weil etwas klappt und es sich ausgezahlt hat, Geduld zu haben und nicht zu drängeln.

What I did today that could matter a year from now:
?

Was wichtig war:
Rausgehen.
Weinen.
Ein Versprechen halten.

Begegnungsnotizen:
Menschen in der Poststelle und im kleinen Supermarkt.

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