Anna denkt nach, Anna schreibt, Miniaturen

Der dreihundertsiebenundfünfzigste Tag im Danach: Festgefahren

18. Januar 2022. Dienstag. Immer noch Halsschmerzen, immer noch leicht erkältet. Ich überlege: Ob mein Uralt-Schnelltest vom letzten März auf die neuen Varianten überhaupt anspringen würde? Haltbar ist er noch, aber was sagt das schon?

Die Gleichförmigkeit der Tage momentan: Fluch und Segen zugleich. Ich genieße es, nicht schon wieder irgendwohin fahren zu müssen, mal keine Hiobsbotschaften zu bekommen, körperlich und seelisch zur Ruhe zu kommen. Aber es macht mich auch unruhig und hibbelig: Tag um Tag verstreicht „ohne besondere Vorkommnisse“, das Leben verrinnt, ohne dass ich Bemerkenswertes erlebe oder leiste. Sinnsuche.

Auch im Zusammenleben mit H. waren meine Tage gleichförmig, und manchmal hat mich das auch da gestört, und dann begann ich ein neues Projekt, spielte mit einem neuen Tool, begann die Wohnung auszumisten oder Foto-Spaziergänge zu unternehmen, wurde unternehmungslustiger, wollte öfter raus und unter Menschen. Aber das waren Ablenkungsmanöver, keine wirklichen Veränderungen.

Jetzt habe ich die Chance, grundsätzlich etwas zu verändern, meinem Leben insgesamt eine andere Richtung zu geben, aber ich habe noch keinen Plan, welche Richtung das sein könnte. Habe ich denn keine (Lebens-)Träume, die ich nun „endlich“ verwirklichen kann?
Sind meine „Projekte“, auf denen ich gerade herumdenke, auch nur Ablenkungsmanöver? Beschäftigung, um nichts grundsätzlich in Frage stellen zu müssen?

Es ist definitiv mein Thema gerade: Wer bin ich? Wer will ich sein? Warum? Und für wen?

* * * * *

So passiert das: ich habe mich in einer Arbeit festgefressen, finde auf Anhieb keine Lösung, scheine aber immer kurz davor zu sein. Die Zeit vergeht, die Lösung kommt nicht, schließlich baue ich eine Alternative, aber dann sind schon 2 Stunden rum, die Konzentration ist flöten, und die Tagesplanung haut hinten und vorne nicht mehr hin.
Passiert mir sowas öfter oder in verschiedenen Projekten, gerät der ganze Zeitplan durcheinander, außerdem bleibe ich stecken, muss mir Alternativen ausdenken, das ist noch mehr Arbeit und zusätzlicher Stress.

Wie kann ich dem entgegenwirken?
Zum Beispiel, indem ich wirklich straff auf die Zeit schaue und sage: ich gebe dem jetzt xx Minuten, dann mache ich eine Einschätzung, wie es weitergeht – ob das erstmal beiseite gepackt wird, eine eigene neue Aufgabe wird oder ich nochmal xx Minuten investiere und dann erneut schaue. Control.
Vielleicht in der Zwischenzeit erstmal was anderes machen, wieder Erfolgserlebnisse haben, nicht nur: ‚Heute habe ich gerackert wie eine Blöde, ich bin völlig erledigt, aber fertig bekommen habe ich nichts.‘

Ich schwanke zwischen ‚jetzt mal zwei Wochen richtig durchrackern, jeden Tag bis abends spät‘ und ‚das muss jetzt halt eins nach dem anderen gemacht werden, ich kann mich leider nicht klonen‘. Ersteres würde dazu führen, dass ich wirklich eine Menge schaffe, aber danach vermutlich wieder durch bin. Letzteres würde den einzelnen Tag entzerren, aber den Stress verlängern.
Beides nix. Am liebsten würde ich einfach jeden Morgen voller Energie und Tatendrang aufwachen, dann geht mir die Arbeit wie geschmiert von der Hand, am späten Nachmittag lasse ich die Maus fallen und freue mich über mein Tagwerk und habe dann noch Muße für was Schönes.

Man wird doch träumen dürfen…

* * * * *

Einfach auch mal anerkennen, dass es immer noch viel ist und schwer, und jetzt nicht einfach alles aufhört, weil „neues Jahr“ und „Trauerjahr zu Ende“. Dass ich mit meinem Prozess gerade erst begonnen habe, auch wenn schon viel geschafft scheint. Dass ich mir ruhig ein bisschen Zeit lassen kann und mich nicht permanent unter Druck setzen muss.
Jetzt mal lockerlassen. Was anderes machen. Was mir gut tut. Mir Spaß macht. Oder einfach ausruhen.

Eine gute Stunde eins meiner Regale ausgemistet. Alten Projekten und Interessen begegnet. Viel zum Durchsehen und Assortieren.
Schwerster Fund: 4 originalverpackte DVDs, die ich mal H. schenken wollte, bevor sie irgendwie in meinem Chaos untergegangen sind. Schuldgefühle. Versäumnisse.
Scheiße.

Aber die gab’s auch: Die heutigen Glücksperlen:

  • ab und an denkt jemand an mich und schickt mir eine kleine Botschaft aus seiner Welt
  • am Ende doch eine Lösung gefunden
  • eine Essenseinladung fürs Wochenende bekommen
  • ein paar leere Regalfächer – Platz für H.s Sachen und damit Platz für Sachen aus dem Haus
  • von zwei Seiten Geld zugesagt bekommen, das nimmt den Druck aus dem Monatsende

Außerdem:

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