Anna denkt nach, Anna schreibt, Miniaturen

Das P-Wort

18. Juni 2022. Samstag. Der Vater nimmt zum ersten Mal das Wort „Pflegeheim“ in den Mund.
Dort müsse er wohl hin, „wenn das hier nicht besser wird“. Was ja nicht zu erwarten ist.

Natürlich fällt ihm das nicht leicht – ‚Pflegeheim‘ heißt ‚Endstation‘.
Und die Vorstellung im Zweibettzimmer mit einem dementen Alten zu wohnen, der sich einpisst und nachts herumgeistert, ist natürlich keine schöne, wer würde das freiwillig wollen?

Ich verspreche also, mich schlau zu machen. In meiner Nähe gibt es eine Einrichtung, von der ich viel Gutes höre, da werde ich mich mal informieren.

Nach H.s plötzlichen und überraschenden Tod empfinde ich diesen Prozess als geradezu wohltuend: Man macht sich nach und nach mit bestimmten Gedanken und Gefühlen vertraut, bespricht, plant, kontrolliert zu einem gewissen Grad die Geschehnisse.

Viele Menschen fühlen mit mir, aber ich empfinde die Situation eher in Hinblick auf den ganzen organisatorischen Kram als belastend, gar nicht mal so sehr emotional.
Aber das ist auch kein Wunder: So schlimm wie H.s Tod kann es nie sein.

Natürlich mache ich mir Sorgen, natürlich trauere ich. Aber wir haben die Chance, Zeit miteinander zu verbringen, Dinge zu klären, die letzten Schritte gemeinsam zu gehen, Abschied zu nehmen.
Das empfinde ich als großes Glück.

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2 Gedanken zu “Das P-Wort

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