24. Juni 2022. Freitag. Interaktion ist gerade schwierig für mich.
Man würde das nicht glauben, bin ich doch jeden Tag mit mehreren Leuten am Telefonieren und Plaudern.
Aber das sind Freunde, Bekannte, Kollegen, Kunden. Schwer tue ich mich jedoch mit Fremden.
Das ist auch der Grund, warum ich den PC-Fritzen noch nicht angerufen habe, ob ich meine beiden Haupt-Arbeitsrechner vorbeibringen kann. Bei meinem Glück warte ich damit lange genug, bis er vier Wochen in Urlaub geht.
Und es ist der Grund, warum ich liebe Mails nicht beantworte (sorry, Iris!).
Und es ist der Grund, warum ich so sehr damit hadere, ob ich nicht doch wegfahren soll – ich weiß, es würde mir gut tun, irgendwo zu sein, aber die ganze Organisation überfordert mich gerade komplett.
Ich bewege mich in gewohnten Bahnen, und das ist gerade anstrengend genug. Alles, was zusätzlich oben drauf kommt, ist eigentlich schon zuviel, selbst wenn es schöne Sachen sind.
Selbst das Ausruhen und Erholen wird zur Aufgabe: ‚Sie müssen mal langsamer treten‘, sagt die Ärztin. ‚Hören Sie mal eine Zeitlang nur auf sich und Ihre Bedürfnisse‘, rät die Trauerbegleiterin. ‚Kümmere Dich mehr um Dich!‘, so die Freundin.
Überall ‚mach!‘ und ‚Du musst!‘ und ‚das ist wichtig!‘
Furchtbar anstrengend, wenn selbst das eigentlich Schöne zur Pflicht wird, weil ich es mir sonst im Alltagsstress zu oft versage.
Aber ich lerne.
Sage ohne Reue ‚Nein‘ zu Dingen, die ich jetzt gerade nicht tun will oder kann.
Plane kürzer, von Tag zu Tag.
Ich habe jeden Tag viele Optionen. Nicht To-Dos, sondern Möglichkeiten. Versuche, mir wenige zeitgebundene Verpflichtungen aufzuhalsen und alles ein bisschen in der Schwebe zu halten. Wenig konkrete Zusagen zu machen, eher ‚ich würde das gerne machen, weiß aber nicht, ob ich es schaffe und wann, ich sage Dir Bescheid‘.
Ich signalisiere anderen Menschen in meinem Leben, dass ich erschöpft bin, dass ich wenig schaffe momentan. Sie reagieren in der Regel verständnisvoll. Das liegt aber auch daran, dass ich sie mit wichtigen Dingen nicht hängenlasse.
Aber bestimmte Dinge sind schwerer als andere, und dazu gehört momentan, mich auf neue Menschen einzustellen. Mich einzudenken, den richtigen Ton zu treffen, fremde Energien aufzunehmen.
Es ist schade, denn mir entgehen sicher ein paar gute Begegnungen, vielleicht neue Bekanntschaften, potentielle Unterstützung.
Aber momentan geht es einfach nicht.
Ich bin voll.
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Stand Mission Wohnung:
- in allen Räumen Herumliegendes und -stehendes wegräumen
- in allen Räumen Oberflächen (Tische, Schränke, Arbeitsflächen) wischen
- saugen
- Staub wischen
- in allen Räumen Fenster und Fensterbretter putzen
Geschirr spülen- Spüle sauber machen
- Herd und Backofen sauber machen
- Gerümpelecke in der Küche aussortieren
- dort Weinregal hinstellen und herumstehende Flaschen einsortieren
Kühlschrank ausräumen und sauber machen- Schrankfronten in der Küche putzen
- Küchenboden wischen
- Wasch- und Duschbecken sauber machen
- Kalkflecken von den Fliesen wischen
- Hähne entkalken
- Böden wischen
- Klo putzen
- Wasserhahn in der Küche austauschen
- Lampe über der Spüle ersetzen
Kein Super-Ergebnis für fünf Tage, aber der saubere Kühlschrank hat meine Lebensqualität locker verdoppelt.
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Ein Ohrwurm aus dem Repertoire der Freunde B. und D.: Das Jalava Lied [Link zu YouTube]. Hier der Text.