15. Juli 2022. Freitag. Der Tod war erwartet, wenn auch nicht so schnell – ich hatte innerlich erwartet und gehofft, dass er dieses Jahr noch schafft: Unsere Geburtstage, den Sommer im Garten, die Ernte, dann Weihnachten und Silvester. Dass er im Januar gesagt hätte: Für noch eine Runde habe ich keine Kraft mehr und keine Lust.
Hatte erwartet, dass sein Sterben ein langsames Schwächer- und Wenigerwerden ist, ein kontinuierlicher Abbau, ein langsames Verschwinden, Verabschieden.
Dieser rasante Verlauf in den letzten beiden Tagen kam ja sogar für die Ärzte überraschend, und so war sein Tod zwar im Grunde erwartet, aber nicht so schnell, nicht so bald.
Da meine Erfahrung mit H.s Tod noch so frisch ist und ich denselben Bestatter an meiner Seite habe, bin ich trotz aller Trauer viel besser in der Lage, mit dem Gedanken- und Gefühlschaos der ersten Tage und Wochen umzugehen.
Bereits nach der „Generalprobe“ am Mittwoch, wo ich ins Krankenhaus gerufen wurde, nur um ihn halbwegs munter und willensstark wie immer vorzufinden, erstellte ich für mich eine Notfallliste „Erste Schritte im Todesfall“ – und hoffte natürlich, sie bliebe jetzt erstmal ein paar Wochen oder Monate in der Schublade liegen.
Gestern Vormittag war ich dann froh drum, sie zu haben.
Ich kenne die Abläufe, weiß, wann was wichtig ist oder benötigt wird, deshalb legte ich sofort weitere Ordner und Textdateien an, in die ich nach und nach alles eintragen kann, was mir gerade in den Sinn kommt: Erste Schritte, Kündigungen, Beisetzung, Wohnung. Adress- und Telefonliste, Gedanken für den Trauerredner, Ideen für Beisetzung und Trauerfeier, offene Fragen.
So kann ich alles schnell aus meinem Kopf bekommen, was dort aufpoppt und habe es geordnet (bei H.s Tod schrieb ich alles in eine gigantische Liste, was irgendwann nicht mehr benutzbar war).
H. war schon gut sortiert, aber P. hat mit seinem Ableben in naher Zukunft gerechnet und nach H.s Tod im letzten Jahr alles an wichtigen Informationen zusammengetragen und geordnet: Kunden- und Versicherungsnummern, Konten, Adressen, Abläufe (Abrechnung mit Krankenkasse und Beihilfe, weil er Beamter und privat versichert gewesen war), Zugangsdaten und Passwörter usw.
Im Grunde muss ich „nur“ abarbeiten.
Eine Riesen-Erleichterung.
Und dadurch mehr Raum und Zeit für Erinnerungen, Traurigkeit, Gespräche.